Ambivalent

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
takabayashi Avatar

Von

Dieser historische Krimi aus dem Paris der 1940er Jahre unter Nazi-Besetzung, hat ziemlich zwiespältige Reaktionen bei mr ausgelöst. Einerseits fand ich die Geschichte durchaus interessant, andererseits hat das Buch nicht den Sog entwickelt, der einen dazu bringt, ein Buch quasi in einem Zug durchzulesen, im Gegenteil, ich habe wahnsinnig lange für die Lektüre gebraucht, musste mich regelrecht hindurchkämpfen. Woran das genau lag, kann ich mir eigentlich gar nicht erklären, es war ja nicht langweilig, aber las sich doch irgendwie etwas zäh für mich.
Vielleicht lag es daran, dass sehr viele Personen in das Verbrechen verwickelt sind, was die Sache etwas verwirrend macht. Mir sind die Zusammenhänge bis zum Schluss nicht ganz klar geworden, wer die Hintermänner, die Auftraggeber sind, und wer nur Befehlsempfänger ist. Interessant ist die Atmosphäre im besetzten Paris, die moralischen Dilemmata mit denen Ermittler Eddie Giral sich permanent auseinandersetzen muss, die Konkurrenz unter den verschiedenen deutschen Gruppierungen (GESTAPO, SD, Abwehr). Es ist ein sehr düsteres Paris, das sich uns präsentiert, die Pariser sind verängstigt und immer hungrig. Die Sprache (zumindest der deutschen Übersetzung) erschien mir zeitweise zu modern. Eddie Giral ist eine sympathische Ermittlerfigur, die neben der offiziellen Ermittlung immer noch eine private Agenda hat, eigentlich sogar 2, die Suche nach seinem Sohn und nach dem Sohn einer ehemaligen Freundin, der schwarzen Jazz-Sängerin Dominique. Doch so richtig bin ich mit Eddie und überhaupt mit dem Roman nicht warm geworden.