Die Besatzung fordert ihren Tribut

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silke0301 Avatar

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Chris Lloyd's "Paris Requiem" ist eine würdige Fortsetzung zu "Die Toten vom Gare d'Austerlitz", wenn auch deutlich düsterer.
In diesem Romanwird Hauptkommissar Eddie Giral mit einem auf grausame Weise ermordeten Sträfling konfrontiert, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte. Bei seinen Nachforschungen stellt er fest, dass eine ganze Reihe an Verbrechern auf mysteriöse Weise aus dem Gefängnis verschwunden ist und keiner will dafür zuständig gewesen sein. Und die Menschen auf der Straße haben Angst vor "Capeluche" - wer oder was auch immer das sein mag. Was hat es mit dem Toten und den verschwundenen Verbrechern auf sich? Welche Rolle spielen die deutschen Besatzer dabei? Und wird Eddie diesen Fall lösen dürfen oder funken ihm die Besatzer dazwischen?
Diese Fortsetzung schließt sehr gut an den Vorgängerroman an. Man erhält einen sehr plastischen Einblick in das Paris der 1940er Jahre. Insbesondere das Leid der französischen Bevölkerung unter der Besatzung ist sehr anschaulich dargestellt. Allerdings erhält der Roman dadurch auch eine sehr düstere Komponente und wir lernen die Hauptperson als jemanden kennen, der aufgrund der äußeren Umstände seine moralische Integrität gegen das eigene Überleben und die Sicherheit seiner Freunde und Familie abwägen muss. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist dieser Roman moralisch sehr viel vielschichtiger und regt dadurch zum Nachdenken an. Dennoch handelt es sich um eine sehr spannende und hochinteressante Lektüre mit vielen überraschenden Wendungen und einem unerwarteten Ende.