Tiefgründig!

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Das Cover gestaltet sich düster und dunkel. Meiner Interpretation nach steht dies stellvertretend für die dunkle Zeiten des Krieges, die zum Zeitpunkt der Geschichte herrschten. Es wird ein farbloses Paris dargestellt, das im Gegensatz zu dem Paris steht, was die Stadt in normalen Zeiten verkörpert-Lebensgenuss. Somit wird Paris als Schatten seiner Selbst dargestellt, was sich auf jeden Bereich des Lebens und der Einwohner zu Zeiten der Besetzung übertragen lässt.
Das Thema Krieg und dessen Auswirkungen in sämtlichen Bereichen wird sehr gut vermittelt. Durch den Hauptprotagonisten Eddie lernen wir Begriffe wie Besetzung, Rationierung und Ausgangssperre kennen. Und vorallem deren Bedeutung. Durch die vielen Monologe kann man die Gefühle der Menschen damals gut nachfühlen. Insgesamt kann man sagen, dass in diesem Roman nicht die Taten der Auslöser für Gefühle und Konsequenzen sind, sondern andersherum. Durch Gefühle und Gedanken wird eine Stimmung hervorgerufen, die wiederum in geplanten oder auch spontanen Handlungen enden. Auf demselben Weg wird auch die Grundspannung erzeugt. Nicht durch Action, sondern durch Gedanken.
Der Schreibstil wird durch viele Monologe des Hauptprotagonisten bestimmt. Dadurch bekommt man ein Gefühl für die derzeitige Stimmung innerhalb von Paris und versteht die Situation vor und während des Krieges. Lt. Eigenrechnung müsste Eddie zwischen 40-45 Jahre alt sein und hat in seinem Leben schon sehr viel, meist negatives, erlebt. Dies prägt ihn und seine Handlungen sehr. Der Schreibstil ist insgesamt flüssig. Aber man muss aufmerksam und zwischen den Zeilen lesen, um den Roman ganz und vorallem die Idee dahinter zu verstehen und damit schätzen zu lernen.
Am Bespiel des Ermittlers Eddie erkennt man stellvertretend die Entwicklung einer ganzen Stadt. Irgendwann akzeptieren sie die Situation und passen sich an. Das kann allerdings auch in eine gefährliche Veränderung enden.
Insgesamt finde ich persönlich den Ansatz und die Idee sehr interessant, einen Roman zu schreiben, dessen Spannung durch Gedanken erzeugt wird und die Grundstimmung durch reine Monologe und Beschreibungen zu vermitteln. Anfangs dauerte es etwas, bis ich in die Geschichte fand, aber dann hatte sie mich in ihren Bann gezogen. Ein besonderes Buch, bei dem es sich sehr lohnt, am Ball zu bleiben. Wenn man aufmerksam (zwischen) den Zeilen liest wird man mit einem tiefgründigen und so wichtigen Geschichte belohnt. Vom Autor ein mutiges, sehr gut recherchiertes Unterfangen, das er aber grandios umgesetzt hat.