Willkür

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heroemil Avatar

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Ich habe bereits den ersten Band um den französischen Kriminalkommissar Eddi Giral gelesen. Insofern waren mir die historischen Hintergründe der Geschichte bekannt. Diese Vorkenntnisse sind aber für das Verstehen der Zusammenhänge dieses Romans nicht zwingend erforderlich.
Die deutschen Truppen haben Paris besetzt und die französische Polizei muss sich gegen die deutsche Besatzungsmacht behaupten. Ein Umstand, der die Ermittlungsarbeit der französischen Polizei besonders erschwert. Auch der Protagonist Eddi Giral sieht sich immer wieder Repressalien der Besetzer ausgesetzt. Während die deutschen Soldaten mit den Privilegien der Sieger kokettieren fehlt es der Bevölkerung an den notwendigsten Dingen des Lebens.
Eddie leidet unter der Situation mit depressiven Phasen. Hin und wieder ist er versucht, anhand seiner immer griffbereit geladenen Pistole, sein Schicksal herauszufordern.
In dieser Situation wird im September 1940 in einem Pariser Jazzclub die Leiche eines Mannes gefunden. Ein bizarrer Fund, da die Lippen der Leiche mit Bindfäden zugenäht worden sind. Die Symbolik dieses Mordes und seine Hintergründe sind äußerst rätselhaft, zumal der Tote eigentlich noch im Gefängnis sitzen sollte. Ein mysteriöser Fall, dem im Laufe der Geschichte noch weitere folgen. Fälle, die Eddie Giral bis an seine persönlichen und dienstlichen Grenzen beschäftigen.
Auch dieser zweite Roman des Autors Chris Lloyd schildert sehr eindrucksvoll die schwierige Situation, einen Mord in Kriegszeiten aufzuklären. Immer wieder tritt die eigentliche Ermittlungstätigkeit der Polizei, bedingt durch Behinderungen der Besatzungsmacht, in den Hintergrund. Immer der Gefahr ausgesetzt, selbst Opfer der Willkür zu werden, ist sogar das eigene Überleben tagtäglich infrage gestellt.
Der Autor Chris Lloyd hat es in besonderem Maße verstanden, diese bedrückende Situation darzustellen.
„Paris Requiem“ nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Zeit eines Krieges, der die Welt in Unordnung gebracht hat und heute durchaus an den Krieg in der Ukraine denken lässt.
Der Text ist flüssig geschrieben, die einzelnen Kapitel sind übersichtlich gegliedert. Es ist ein sehr spannendes Buch, das ich als Leser nur schwer aus der Hand legen konnte. Allein die französischen Namen der Nebencharaktere haben meinen Lesefluss beeinträchtigt.
Ich kann das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und würde mich über eine Fortsetzung freuen.