Leider nicht so originell wie erhofft

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hiclaire Avatar

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Julie Wassmer lebt in Whitstable und die Liebe zu ihrer Heimat spürt man auf jeder Seite dieses Buches. In der Leseprobe hat mir gut gefallen wie sie ihre Figuren sprachlich zum Leben erweckt und auch die Art und Weise, wie das kleine Küstenörtchen, seine Bewohner und die Touristenflut beschrieben werden. Nur kommt in weiteren Verlauf nicht viel hinzu, was mich an die Geschichte hätte fesseln können. Nette Hauptfiguren und Lokalkolorit waren mir ein bisschen zu wenig.

Die Autorin erzählt durchweg routiniert und eloquent, aber das allein macht keine gute Geschichte. Mir hat einfach das gewisse Etwas gefehlt, das einen lockerleichten Sommerkrimi von reinem Lesefutter zu einem Lesevergnügen werden lässt. Ab und zu blitzt mal ein Funken Esprit auf, aber entschieden zu selten. Auch ein, zumindest kleiner, Spannungsbogen wäre hilfreich gewesen. So bleibt alles nur nett, belanglos und beliebig.

Trotz zweier Leichen spielt der Krimiplot eine untergeordnete Rolle und scheint mir lediglich den Hintergrund für die Hauptsache dieses Romans abzugeben – Whitstable, seine Menschen und das Oyster-Festival. Was für meinen Geschmack eigentlich nur den Rahmen liefern sollte, wird derart ausschweifend und detailverliebt beschrieben, dass daneben alles andere verblasst. Selten nur scheint sich die Autorin zu erinnern, dass diese Geschichte unter „Krimi“ läuft. Einen spannenden Handlungsfaden sucht man vergebens, die Ermittlungen beschränken sich auf gelegentlich von Pearl geführte Gespräche und ihre Überlegungen dazu. Selbst als es auf den letzten ca. 40 Seiten eine zwar irgendwie schlüssige, aber doch recht plötzliche und konstruierte Auflösung gibt, geschieht dies nicht in Form eines wirklichen Höhepunktes, sondern wiederum nur in Gesprächen und Überlegungen...

Ok, der Klappentext verspricht auch „nur“ einen Wohlfühl-Krimi, von daher ist das Spannungselement nicht so entscheidend. Aber auch kuschelige Stimmung hat sich bei mir nur an ganz wenigen Stellen ausgebreitet. Pearl ist eine prima Figur! Alle Achtung, wie sie ihr Leben als alleinerziehende Mutter so selbstbewusst und erfolgreich meistert. Ihre verletzlichen Seiten machen sie nur umso liebenswerter. Auch ihrer Mutter und Charlie bin ich einigermaßen nahe gekommen. Doch schon McGuire ist mir zu blass geblieben und die auf kleinster Flamme köchelnde Anziehung zwischen ihm und Pearl hat so gar nichts prickelnd Emotionales für mich gehabt.

Obwohl mir Pearl und ihre Familie schon ein bisschen ans Herz gewachsen sind, bin ich ehrlich gesagt nicht sonderlich neugierig darauf wie es mit ihnen weitergeht.

Deshalb nur 3 Sterne für eine nette Unterhaltung, von der ich mir aber nach der Leseprobe mehr Originalität versprochen hatte.