Das Mädchen und der Bär

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lesestern Avatar

Von

In diesem außergewöhnlichen Roman beschreibt die Autorin vor der unwirtlichen, atemberaubenden Natur der Wälder Kanadas Anfang des 20. Jahrhunderts das gemeinsame Aufwachsen eines Mädchens und eines Schwarzbären, die seit ihrer Geburt in derselben „Wiege“ lagen.
Die Autorin lässt ihre fiktive Geschichte auf den Memoiren des Naturfotografen William Lyman Underwood basieren, der 1903 in Maine eine Frau traf, die ihren weiblichen Säugling zusammen mit einem Bärenjungen stillte.
Pearly Everlasting (zu Deutsch: Silberimmortelle, eine weißblühende Blume) und Bruno sind unzertrennlich und wie Geschwister und sie werden beide von ihrer Familie (Vater, Mutter und Schwester Ivy) geliebt. Der Vater ist Koch in einem Holzfällerlager, die Mutter versorgt den Haushalt und alle Wunden und Krankheiten der Waldarbeiter mit ihren Naturheilkünsten.
So wachsen die beiden ziemlich wild und entfernt von der Zivilisation auf. Als sie sechzehn Jahre alt sind, sterben im Winter Mutter und Schwester und der Vater verletzt sich schwer. Die Spannung der Geschichte steigt, als der Neffe des neuen Campaufsehers, die Bruno beide nicht leiden konnten, die Chance nutzt und Bruno unter falschen Beschuldigungen wegschaffen lässt.
Pearly macht sich durch den Schnee und die Wälder alleine auf die Suche nach ihm. Dieses Erlebnis wird ihnen alles abverlangen.
In ruhigen Bildern lässt die Autorin die Geschichte vor den geistigen Augen der Lesenden entstehen, man sieht die unberührte, unwirtliche Natur und das karge Leben der Protagonisten förmlich und friert in den harten Wintern mit. Dennoch sind diese Menschen in ihrer Armut zufrieden und bilden eine sich unterstützende Gemeinschaft. Pearly und Bruno geht es gut.
Die spürbare Angst und Verzweiflung setzen erst nach dem schrecklichen Winter und Brunos Entführung ein. Auf ihre Suche muss sich Pearly der Welt außerhalb des Holzfällercamps stellen und viele neue, teilweise gefährliche Situationen meistern. Dabei findet sie nicht nur Bruno, sondern auch sich selbst.
Die Beschreibungen der Autorin haben mich sehr berührt. Das Festhalten an der Hoffnung, dem Guten und der Liebe trotz allerhärtester Lebensbedingungen wird hier in ruhigen, poetischen Bildern und Worten ein Denkmal gesetzt.
Ein wunderbares Buch, ein Lesegenuss!