Armes reiches Mädchen?

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milena Avatar

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Peggy (eigentlich Marguerite) Guggenheim wird in der Reihe "Reihenweise kluge Frauen" von Mona Horncastle in einem vielleicht etwas anderen Licht dargestellt als bisher erlebt. Ihre Großväter, aus Bayern und der Schweiz stammende Männer, haben es in den Amerika zu einem unfassbaren Reichtum gebracht. Mut, Ehrgeiz, Fleiß und ein unglaublicher Geschäftsinn schufen den Reichtum, von dem Peggy lebenslang zehren konnte. Die enge jüdische Welt der Oberklasse wollte sie schnell hinter sich lassen und suchte ihr Heil in Europa. Ausgedehnte Kulturreisen waren das anerkannte Betätigungsfeld der Damen der Oberschicht, wohingegen die Männer sich um ihre Geschäfte und ihre Geliebten kümmerten. Dies zu lesen, ist so fern von einem normalen Durchschnittsleben, dass es in den Bann zieht. Pure Dekadenz hat das Sagen. Das Interesse an Kunst war bei Peggy Guggenheim allerdings nicht nur vorgespielt, sondern ihre tatsächliche, vielleicht auch einzige Leidenschaft. So wird sie -aus welchen Gründen auch immer- zur Förderin der Kunst, nebenbei unterstützt sie mit ihrem Geld die Arbeiterpartei und die feministisch-literarische Avantgarde. Ihre einzigartige Kunstsammlung in Venedig spricht davon Bände. Privat von Schicksalsschlägen gezeichnet, der Vater verliert auf der Titanic sein Leben, die geliebte Schwester stirbt im Kindbett, die Ehe mit dem Maler Lauraence Vait ist von häuslicher Gewalt geprägt, widmet sie ihr Leben der Kunst und ansonsten einem Lebensstil, der von der Extravaganz und Vergnügungssucht der oberen Kreise in dieser Zeit gezeichnet ist. Ich fand das Buch eine fantastische Lektüre, die mir Peggy Guggenheim näher gebracht hat.