Beeindruckendes Kurzporträt

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aoibheann Avatar

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Um Peggy Guggenheim ranken sich Geschichten, Gerüchte, Vermutungen und Anekdoten. Nicht immer schmeichelhaft. Mal wird sie als Femme fatale betitelt, die die Männer reihenweise verschlingt. Als unkonventioneller Freigeist, die nicht viel auf gesellschaftliche Normen gibt. Und auch als Kunstkäuferin mit wenig Verstand und großem Geldbeutel. Also durchaus eine Frau mit einer ziemlich großen Projektionsfläche. Umso besser gefällt mir, dass der Focus in dieser Kurzbiografie auf ihrem Schaffen liegt und nicht auf ihrem Privatleben. Ganz ohne einen Einblick ins Private geht es natürlich nicht, wenn man über den Werdegang eines Menschen schreibt. Liegt die Prägung doch oft in den Erlebnissen der Kindheit und Jugend. Aber der Autorin ist eine weitgehend neutrale Schilderung von Peggys Familienleben gelungen. Die ein oder andere etwas humoristische Formulierung bei der Patchwork-Konstellation sei da an der Stelle verziehen, auch wenn man es noch sehr versucht nüchtern aufzuschreiben. Es bleibt ein wenig ein Kuriosum.
Horncastle deutet im Nachwort an, dass es nicht die einfachste Beziehung zwischen Peggy und ihren Kindern gab und lässt es bewusst heraus. Ich finde das gut, es geht in diesem Buch einzig und allein um das künstlerische Lebenswerk der Peggy Guggenheim.
Und das ist als Kunstsammlerin, Galeristin, Entdeckerin und Mäzenin ein wahnsinnig starkes Vermächtnis. Das Buch vermittelt das Bild einer Frau, die einerseits ein Kind ihrer Zeit ist, andererseits auch den engen Vorstellungen der damaligen Gesellschaft zu entfliehen versucht, auch ein wenig ihrer Zeit voraus ist. Eine Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes lebensfroh war, durch die Seiten aber auch unruhig und von einer Rastlosigkeit getrieben erscheint. Dafür auch zielstrebig, großzügig, loyal und ein kleines bisschen rachsüchtig. Und ein bisschen exzentrisch. Aber erwartet man das nicht auch irgendwie von jemandem aus der Kunstszene? Ich bin mir ziemlich sicher, dass in heutige Zeit Peggy Guggenheim auch ein Social Media Star wäre, der Kunst und Glamour ganz wunderbar miteinander Einklang gebracht hätte.

Das Buch gibt einen umfassenden und guten ersten Eindruck zu Peggy Guggenheim als Kunstsammlerin und Galeristin. Gleichzeitig macht es auch Lust, sich noch eingehender mit der Person und ihrer Arbeit zu beschäftigen. Nur das Name-Dropping artet an der einen oder anderen Stelle für meinen Geschmack etwas zu sehr aus.