Eine ungewöhnliche Frau als Museumsgründerin und Kunstmäzenin

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Das Cover zur Biografie von „Peggy Guggenheim“, geschrieben von Mona Horncastle, gefällt mir sehr, wenn es auch eigentlich nicht unbedingt meinen Vorlieben entspricht. Aber ich finde, dass das eigenwillige Foto dieser ungewöhnlichen Persönlichkeit einfach einen hervorragenden Einstieg in deren Leben und Wirken bildet und ich mag auch die sehr passende, modern-reduzierte Gestaltung an sich. Das Blau mit dem weißen Spot hinter Peggy Guggenheims Bild macht neugierig und lädt ein, die Biografie entdecken zu wollen.


Zudem ist das Buch insgesamt extrem hochwertig gestaltet und verfügt über einen sehr festen, schweren Einband. Im Inneren erwarten uns LeserInnen immer wieder tolle Fotos und auch die Gestaltung mit farbigen Bereichen ist meiner Meinung nach ausgesprochen gut gelungen. Blaue Überschriften, kurze Kapitel und ein angenehmes Schriftbild machen das Lesen sehr komfortabel und es macht schon großen Spaß einfach durch das Buch zu blättern und den gelungenen Aufbau zu genießen sowie die Fotos zu betrachten. Schade finde ich nur, dass die eingefügten Fotos zum großen Teil nicht auf den Text abgestimmt wurden und daher meist isoliert dastehen ohne die aktuell gelesenen Informationen zu bebildern. Eine gezieltere Anordnung hätte meiner Meinung nach das Leseerlebnis noch weiter aufgewertet und Inhalte verdeutlicht.


Mona Horncastle erzählt aber auch in sehr eingängiger Sprache vom Leben und Wirken der Peggy Guggenheim, so dass sich der Text leicht und angenehm lesen lässt und nichts von der Trockenheit hat, die Sachtexte manchmal schwer zugänglich werden lässt. Etwas anstrengt ist es allerdings zeitweise für mich gewesen, dass in manchen Passagen doch enorm viele Namen genannt und Personen angegeben werden. Im Nachwort habe ich erfahren, dass sich die Autorin hauptsächlich auf die Darstellung Peggy Guggenheims als Kunstsammlerin, als Museumsgründerin und als Mäzenin konzentriert hat und private Themen, wie das Verhältnis zu ihren Kindern oder Liebschaften, so wie speziell weibliche Themen zum Großteil ausklammern wollte. Diesen Fokus konnte ich im Text deutlich wahrnehmen und wäre froh gewesen, wenn ich diese Intentionen im Vorfeld gekannt hätte. Denn ohne diese Informationen haben sich für mich beim Lesen immer wieder Lehrstellen und Fragen, Lücken und Ungereimtheiten ergeben, die mich unbefriedigt zurück gelassen haben. Natürlich wären diese auch nicht verschwunden, wenn ich vorher Bescheid gewusst hätte, aber ich hätte gewusst, worauf ich mich einlasse und die Fragezeichen anders einordnen können.


Peggy Guggenheim als Mensch ist mir ein wenig fremd geblieben, doch ich habe ansonsten sehr viel Interessantes und Kurioses aus ihrer Schaffenswelt erfahren und bin sehr beeindruckt, von ihrem Durchsetzungsvermögen, von ihrer Schlagfertigkeit und von ihrer Leistung für die Kunstwelt. Diese Biografie ist ein wunderbarer Einstieg, um sich Peggy Guggenheim anzunähern, muss dann allerdings durch andere Werke ergänzt werden, um alle Facetten dieser ungewöhnlichen Frau kennen lernen zu können.


Nichts desto trotz hatte ich mit diesem Buch eine sehr inspirierende, interessante und faszinierende Lesezeit und schätze es als eigenes, wunderschönes kleines Kunstwerk sehr. Ich empfehle diese Biografie daher allen interessierten LeserInnen als Einstieg zum Kennenlernen von Peggy Guggenheim und allen BuchliebhaberInnen auch als schönes „Sehnsuchtsobjekt“.