Extravagante und unkonventionelle Kunstsammlerin und -mäzenin

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In ihrem biographischen Werk „Peggy Guggenheim“ lässt uns die Autorin Mona Horncastle in die spannende Welt der Kunstszene der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eintauchen. Sie porträtiert mit Peggy Guggenheim eine schillernde amerikanische Persönlichkeit aus einer reichen, jüdischen Industriellenfamilie stammend, die mithilfe eines imposanten Erbes ihre Liebe zur Kunst ausleben und durch Käufe und monetäre Unterstützung junge, unbekannte Schriftstellerin*innen und Künstler*innen entdeckt, fördert und ihnen zu Bekanntheit und auch Weltruhm verhilft.
Zunächst zieht es Peggy nach dem Ende des ersten Weltkrieges erneut nach Europa. Sie heiratet und bringt in Frankreich zwei Kinder zur Welt. Nach ihrer Scheidung hat sie verschiedene Liebschaften teils mit bekannten Künstlern wie Samuel Beckett oder Max Klee und beginnt sich für zeitgenössische Kunst zu interessieren. Sie eröffnet die Galerie Guggenheim Jeune in London, kehrt aber in den 40er Jahren nach Paris zurück und beschließt, jeden Tag ein Kunstwerk zu kaufen – auch um vor den Nationalsozialisten flüchtende Künstler*innen zu unterstützen und ihre als „entartete Kunst“ zu retten. Die Kunstwerke werden nach Amerika verbracht, Guggenheim eröffnet auch hier eine Galerie „Art oh this century“ und fördert weiterhin emigrierte und neue, amerikanische Künstler*innen wie z.B. Jackson Pollock.
Sie kehrt Ende der 40er nach Europa zurück, und lässt sich in Venedig nieder, kauft ein Palazzo, welches gleichzeitig privater Wohnraum und öffentliches Kunstmuseum ist, und stellt bei der Biennale in Venedig aus. Sie bleibt sich und ihrer exzentrischen Art stets treu, lebt ein eigenständiges Leben abseits der Konventionen und ist sich darüber hinaus aber auch nicht zu schade, am Eingang ihres Kunst-Haus-Museums zu sitzen, und Eintrittskarten und Programmhefte zu verkaufen.
Mona Horncastle Schreibstil begeisterte mich, und auch die zahlreiche Bebilderung des Buches ließ es mich gerne lesen. Ich habe eine mir bis dahin unbekannte starke und unkonventionelle Frau kennengelernt, die mit den Größen ihrer Zeit verkehrte, gleichzeitig Gutes tat und die nicht in Vergessenheit geraten sollte, da sie für die post-nationalsozialistische Welt einen unsagbaren Schatz an Kunst gerettet hat. Ein tolles und lesenswertes Buch!