Freigeist, Mäzenin, Femme fatale

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martinchen Avatar

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„Die Kunsthistorikerin Mona Horncastle porträtiert Guggenheim frei von Klischees und Klatsch“ – so steht es auf der Rückseite dieses wunderbar gestalteten Buches. Und so ist es.

In ihrem Nachwort erläutert Mona Horncastle, welche Fragestellungen sie beim Schreiben der Biografie dieser bemerkenswerten Frau leiteten. Berühmte und bekannte Frauen und ihre Taten und Handlungen werden immer anders bewertet als die berühmter und bekannter Männer.

Peggy Guggenheim begann bereits früh, ihr Vermögen zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler einzusetzen und sie hatte ein gutes Gespür dafür. Sie sammelte deren Kunst nicht nur, sie unterstützte sie auch mit Stipendien oder Ausstellungen. Auch ihre Sammlung wurde der Öffentlichkeit zugänglich, lange bevor sie in Venedig sesshaft wurde.
Natürlich macht auch ihr Liebesleben, ihre Ehen, ihre zahlreichen Affären einen Teil des Buches aus, weil sie natürlich zu ihrem Leben dazu gehören. Und auch Peggys Leben kannte Höhen und Tiefen, ihre Trennungen oder der frühe Tod ihrer Tochter. Mona Horncastle verzichtet bewusst auf Bewertungen, sowohl was das Liebesleben als auch das Verhältnis zu ihren Kindern und Enkelkindern anbelangt.
Mehr jedoch hat mich tatsächlich die Mäzenin interessiert. Faszinierend die vielen Aufzählungen berühmter Künstlerinnen und Künstler, die bei Peggy Guggenheim ein- und ausgingen sowie die Tatsache, dass sie etlichen Frauen die Möglichkeit bot, ihre Werke auszustellen. Etwas, was weder im letzten Jahrhundert noch heute selbstverständlich ist. Noch immer sind bildende Künstlerinnen in Sammlungen unterrepräsentiert. Auch etliche Schriftsteller verbrachten eine Zeit in einem ihrer Häuser und schrieben dort an ihren Werken. Das Personenregister am Ende des Buches ist lang, ebenso die Verzeichnisse der Anmerkungen und der verwendeten Literatur.

Das Buch ist in seiner besonderen Farbgestaltung und vielen Fotos etwas Besonderes. Es ist im Molden-Verlag in der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ erschienen.

Mona Horncastle schreibt überwiegend nüchtern, aber nicht emotionslos. Eine Vielzahl von Details lässt die Mäzenin und Kunstförderin Peggy Guggenheim lebendig werden. Mal abgesehen von einem Besuch des Guggenheim-Museums in Venedig habe ich mich nicht sehr viel mit dieser interessanten und exzentrischen Frau beschäftigt und deshalb sehr viel Neues erfahren. Das Buch hat mich neugierig gemacht, mich nicht nur mit ihr, sondern auch mit einigen der Künstlerinnen und Künstler zu beschäftigen, die sie entdeckt und gefördert hat.

Fazit: eine sehr lesenswerte Biografie einer starken und mutigen Frau