Ein intensiver Beginn zu einem psychologischen Verwirrspiel

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Wow, einfach nur wow! Ich habe von der Autorin Romy Hausmann bisher nur gehört, aber noch nichts selbst gelesen. Nach dieser Leseprobe muss ich sagen: Ich verstehe den Hype um sie. So ein dichtes, spannendes und intensives Leseerlebnis. Mir lief wirklich ein Schauer über den Rücken.

Die verschiedenen Perspektiven des Buchs sorgen gleich auf den ersten Seiten für ein mulmiges Gefühl: Da ist zum einen Anns Perspektive, die mir schrecklich leidtut – es ist einfach mal eine ganz andere Perspektive, die Angehörigen eines vermeintlichen Serienmörders zu Wort kommen zu lassen. Ann hat ja offenbar ein extrem enges Verhältnis zu ihrem Vater (vielleicht sogar zu eng?), und ihn dann in so einem Verdacht stehen zu sehen, ist schrecklich. Besonders emotional bewegend finde ich auch die Einschübe mit ihren Kurztexten aus ihrer Kindheit, wo sie über ihre Gefühle und Erfahrungen schreibt. Irgendwie habe ich das Gefühl, diese Texte und die kleine Ann könnten ein Schlüssel zur Lösung des Rätsels sein.

Und dann ist da noch dieses "Wir" – bei diesen Episoden, in denen der Mörder mit seinen Opfern spricht (?), lief mir wirklich ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ehrlich gesagt, finde ich aufgrund dieser Episoden, dass Anns Vater kein so unwahrscheinlicher Verdächtiger ist, denn er scheint ja schon eine irgendwie ungesunde Obsession mit jungen Mädchen im Alter seiner Tochter zu haben. Aber natürlich könnte er immer noch unschuldig sein! Ich habe den Eindruck, Jakob könnte jemand sein, der Ann bei der Suche nach der Wahrheit und einem Versuch der Entlastung ihres Vaters unterstützt. Denn sein Anwalt scheint ja nicht besonders hilfreich zu sein oder großen Glauben an die Unschuld seines Mandanten zu haben. Dass Ann sich in der Situation völlig hilflos fühlt, kann ich verstehen.

Ich bin unglaublich gespannt darauf, wie sich dieses Buch entwickelt. Der Roman ist wahnsinnig atmosphärisch erzählt und hat einige tolle, fast schauerliche Elemente, die auch durchaus ungewöhnlich sind. Es ist nicht der klassische Psychothriller, sondern scheint eine viel stärkere emotionale Komponente zu haben. Das finde ich eine sehr gelungene Mischung!