Ein spannender psychologischer Thriller mit vielen Wendungen

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stefan182 Avatar

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Inhalt: Ein ganz normaler, ja vielleicht gerade dadurch perfekter Abend: Ann ist bei ihrem Vater Walter Lesniak, einem renommierten Philosophieprofesser. Die Pizza ist bestellt, der Bote lässt noch auf sich warten, Walter ist aber trotzdem zu Scherzen aufgelegt. Doch plötzlich sieht Ann Blaulicht durch die Fenster blitzen und im nächsten Moment hat sich schon ein Einsatzkommando auf ihren Vater gestürzt. Er wird verdächtigt, für den Tod von zehn Mädchen verantwortlich zu sein. Ann kann dies nicht glauben und will durch eigene Ermittlungen die Unschuld ihres Vaters beweisen. Dabei muss sie mehrmals in die Abgründe der menschlichen Seele schauen…

Persönliche Meinung: „Perfect Day“ ist ein psychologischer Thriller von Romy Hausmann. Erzählt wird „Perfect Day“ hauptsächlich aus der Ich-Perspektive von Ann, die versucht, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Die Gedankengänge Anns, die aufgrund ihrer Befangenheit nicht immer logisch sind, ihre Unsicherheit, Enttäuschung, Trauer und innere Zerrissenheit werden dabei eindrücklich deutlich. Durch diese persönliche Befangenheit weist Ann Züge einer unzuverlässigen Erzählfigur auf, sodass unklar ist, inwiefern man ihr in Bezug auf ihren Vater trauen kann. Kennt sie ihn überhaupt wirklich? Oder neigt sie dazu, ihn zu idealisieren? Neben dem Ann-Handlungsstrang existieren noch zwei kleinere Handlungsstränge. Einer dieser Handlungsstränge („Wir“) wird von einer anonymen Ich-Figur erzählt, die eine weitere Figur entführt zu haben scheint. Spannung entsteht besonders dadurch, dass man weder weiß, wer „Wir“ ist, noch sicher sagen kann, wann der Handlungsstrang überhaupt spielt (Zeitgleich zu Ann? Davor? Danach?). Die Fragen nach dem Wer dominiert auch den dritten Erzählstrang: ein 2021 stattfindendes Interview, dessen Gesprächspartner nicht genannt werden. Zur Handlung möchte ich zwecks Spoilervermeidung gar nicht so viel sagen. Nur: Sie ist durch die verschiedenen Erzählstränge und die persönliche „Vorbelastung“ Anns spannend, besitzt (große und kleine) Twiste und ist vergleichsweise unvorhersehbar. Wenig ist dabei so, wie es zunächst erscheint. Oftmals wird ein Blick in die Abgründe der menschlichen Seele geworfen – und das nicht nur bei der Täterfigur. Vielleicht ist „Perfect Day“ ein Stück weit zu konstruiert, insgesamt ist die Handlung aber sehr stimmig. Besonders gut hat mir auch die Ausgestaltung von „Schergel“ gefallen, einem Dorf, das Ann im Laufe ihrer Ermittlungen bereist. Die Bewohner scheinen – besonders aus der Sicht von Ann, die Großstädterin ist – leicht aus der Zeit gefallen und eine verschworene Gemeinschaft zu bilden; Privatsphäre existiert dabei kaum. Der Schreibstil von Romy Hausmann ist schnörkellos, fast schon lakonisch und sorgt so für eine beklemmende Atmosphäre, die sehr gut zur Handlung von „Perfect Day“ passt. Insgesamt ist „Perfect Day“ ein spannender psychologischer Thriller, der mit vielen unerwarteten Wendungen auftrumpft und beklemmend erzählt wird.