Spannend, aber nicht Hausmann´s bester Thriller!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
biene2004 Avatar

Von

Da ich die ersten beiden Bücher "Liebes Kind" und "Marta schläft" von Hausmann nahezu verschlungen habe, war mir sofort klar, dass ich auch dieses neueste Werk von ihr unbedingt lesen MUSS.

Jetzt sitze ich hier und arbeite an einer Rezension, die mir wirklich unheimlich schwer von der Hand geht. Ich habe "Perfect Day" vor zwei Tagen beendet, doch ich noch immer nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Die Tatsache, dass ich die zweite Hälfte in einem Rutsch gelesen habe, spricht definitiv für sich, doch trotzdem sind einige Aspekte und Situationen nicht richtig rund bzw. logisch. Aber erstmal der Reihe nach:

Ann ist verzweifelt. Ihr Vater im Gefängnis sitzt. Ausgerechnet er soll der berühmte Schleifenmörder sein, der bereits seit 14 Jahren Mädchen im Alter zwischen 6 und 10 Jahren verschwinden lässt und sie umbringt. Ann ist überzeugt von seiner Unschuld, doch ihr Vater schweigt zu den Vorwürfen.

Der Schreibstil ist locker, leicht verständlich und nach den ersten Kapiteln steigt auch die Spannung. Ich konnte mich also problemlos von der ersten Zeile an von diesem Buch abholen und nach und nach auch begeistern lassen.

Ann, die Hauptprotagonistin, würde glaube ich im wahren Leben nicht unbedingt meine beste Freundin werden können. Warum, kann ich gar nicht genau benennen, ich bin einfach nicht so richtig warm geworden mit ihr. Der Journalist Jacob, der sich allerdings erst nach der Hälfte des Buches unfreiwillig outet, ist mir da schon eher sympathisch.

Die Geschichte wird zum größten Teil aus Sicht von Ann erzählt. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Einblicke über ihre Gefühlswelt, als sie selber etwa 7 Jahre alt war. Wozu diese Ausführungen gut sein sollen, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Sie haben mich zwar nicht gestört oder vom Weiterlesen abgehalten, doch weiter gebracht haben sie mich definitiv auch nicht.

Außerdem muss ich sagen, dass ich beim Lesen ziemlich auf der Hut war. Ich habe alles und jeden verdächtigt, sämtliche Aussagen oder Situationen analysiert und mehr als einmal daran gezweifelt, ob Ann selbst nicht vielleicht die Täterin sein könnte.

Das Interview, das wir zwischen den einzelnen Kapiteln zu lesen bekamen, war anfangs recht langweilig, doch je weiter das Buch voran schritt, desto mehr Sinn machte es.

Anfangs habe ich bereits erwähnt, dass sich manche Passagen für mich nicht ganz logisch bzw. rund anhören. Was z. B. ist mit Ann´s Nachbarin und ehemaliger bester Freundin passiert, nachdem ins Krankenhaus eingeliefert worden ist? Sie hat zwar überlebt, doch wie ging es dann weiter mit ihr? Viel haben wir hier leider nicht mehr in Erfahrung bringen können. Und warum lässt Jacob sich überwältigen und in Ann´s Kofferraum einsperren, um am nächsten Tag dann doch gemeinsame Sache mit Ann zu machen? Wie hat es Ann überhaupt geschafft, ihn in den Kofferraum zu sperren? Selbst wenn sie ihn im Haus überwältigt hat, so ist es doch nicht so einfach, Jacob dann auch irgendwie ins Auto zu bekommen oder?

Um nicht zu spoilern, kann und möchte ich jetzt und hier nicht all zu viel über die "Auflösung" schreiben, doch eines möchte ich definitiv los werden: Die Erklärung hat mir irgendwie nicht gereicht!

Richtig an die Nieren gegangen ist mir die Geschichte von Nathalie. Wenn ich darüber nachdenke, bekomme ich auch Tage später noch eine Gänsehaut. Wie krank kann eine menschliche Psyche werden?

Alles in allem hat mir dieses Buch gut gefallen, doch die eben angeführten Kritikpunkte bringen mich dazu, hier einen Stern abzuziehen. Nichts desto trotz habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen und kann es daher definitiv weiter empfehlen.