herzzerreißend und wunderschön

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„Egal, wie unsere Geschichte ausgehen wird, ob Happy End oder nicht… ich werde hier auf meiner Seite der Wand auf dich warten.“ (Chase zu Brooke in Perfectly Broken)

Worum geht’s?

Ein Jahr ist es her. An ihrem Geburtstag erhält Brooke einen Hundewelpen namens Ghost, ein Geschenk ihres Freundes Thomas. Als Thomas noch kurz losmöchte, um einen Hundekorb zu holen, kehrt er nie wieder zurück. Brooke bleibt allein mit Ghost, in einer Welt aus Schmerz und Tränen. Alles erinnert sie an Thomas, die Liebe ihres Lebens. Darum entscheidet sie, von Manchester ins Örtchen Bedford zu ziehen. Dort angekommen findet sie eine tolle Wohnung zu einem Top-Preis. Nur einen Haken hat das Ganze: Es gibt dort eine Tür zur Nachbarwohnung, mitten in ihrem Schlafzimmer. Diese Tür ist seit Ewigkeiten verschlossen und niemand hat den Schlüssel. Schon bald stellt Brooke fest, dass sie dank der Tür alles aus der Nachbarwohnung hören kann. Doch als ihr Nachbar Chase anfängt, mit ihr durch die Wand zu reden, wird ihr Leben und ihr Herz auf eine harte Probe gestellt…

Perfectly Broken ist in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Perfectly Broken ist ein absoluter Hingucker. Obwohl es keinen Hinweis auf den Inhalt gibt, passt es sehr gut zum Buch. Die goldenen Schlingen im Hintergrund erinnern entfernt an Risse, was wiederum gut zum Titel passt. Das Cover wirkt sehr feminin und modern und hätte im Handel meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Die Geschichte startet mit einem kurzen Prolog und startet dann nach einem Zeitsprung in der Gegenwart. Im Anschluss verläuft die Geschichte linear, es gibt jedoch vereinzelte Rückblenden, welche durch Kursivschrift erkennbar sind. Die Geschichte wird teils durch Brooke, teils durch Chase erzählt, wobei nicht zwingend kapitelweise auch ein Erzählerwechsel erfolgt. Insgesamt überwiegen Brookes Kapitel etwas. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig, leicht verständlich und zu den Charakteren passend. Es ist sprachlich angemessen für den Bereich junge Erwachsene. Es gibt keine derbe Sprache, einen sehr geringen Erotikanteil. Die Autorin präsentiert vor allem einen sehr emotionalen Schreibstil.

Mein Fazit

Perfectly Broken ist eines dieser Bücher, bei dem man denkt „oh, das klingt ja ganz gut“. So landete es auf meiner Leseliste. Von der Autorin kannte ich bislang nur ihre Dark Romance Selfpublisher Bücher, umso gespannter war ich auf einen Liebesroman. Als dann die Leseprobe rauskam und ich von der Leseprobe nach wenigen Seiten schon Gänsehaut hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt und auf jeden Fall lesen muss. Nachdem ich es verschlungen habe und ich das ein oder andere Tränchen verdrückt habe, kann ich definitiv sagen: Dies ist eines meiner Highlights 2019.

Die Geschichte startet mit einem Prolog, der mir bereits ordentlich Gänsehaut beschwert hat, denn er erzählt ansatzweise Brookes Vergangenheit mit Thomas. Nach einem Sprung lernen wir die Gegenwartsbrooke (mit Ghost an ihrer Seite) kennen, die beabsichtigt, Manchester zu verlassen und woanders neu anzufangen. So landet sie in Bedford und schaut sich eine Wohnung an, die jedoch einen Haken hat: Es gibt eine Durchgangstür, die zwar verschlossen ist, Brooke jedoch nicht ganz geheuer erscheint. Bald beginnt ein Dialog mit ihrem Nachbarn Chase, die beiden schieben sich Zettelchen unter der Tür durch, reden miteinander und eine Freundschaft entwickelt sich. Chase möchte die Unbekannte gern trösten, Brooke weigert sich aber vehement, Chase persönlich gegenüberzutreten. Denn sie hat das Gefühl, Thomas damit zu verraten und zu betrügen…

Anfangs fand ich die Idee mit der Kommunikation durch die Tür etwas urig und komisch. Doch die Autorin hat es sehr schnell geschafft, mich hierfür zu begeistern. Aus Zettelchen werden kurze Gespräche, aus kurzen Gesprächen werden längere und schon bald wird für beide der Dialog zu einem wichtigen, festen Bestandteil ihres Lebens. Es gibt allerdings auf beiden Seiten einen Haken: Brooke fühlt sich, als würde sie Thomas betrügen, die Liebe ihres Lebens. Chase hingegen ist in einer Beziehung, die an allen Enden kriselt. Es ist ein langer Weg, den Chase gehen muss, um Brooke aus ihrem Schneckenhaus zu holen und ein noch längerer Weg, den Brooke im Geiste gehen muss, um von ihren Schuldgefühlen Abstand zu nehmen. Hierbei erleben beide viele wirklich schöne Momente, die so passend und selbstverständlich vorkamen, dass ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, hier wurde zu viel konstruiert, zu viel gewollt und zu sehr übertrieben. Es sind Kleinigkeiten, wie das abendliche Vorlesen von Chase, der Brooke ihre Liebesromane vorliest, obwohl er sie hasst. Es sind Momente, die so süß sind, ohne kitschig zu wirken. Momente, die mir direkt ins Herz gegangen sind und mich sehr schnell an Brooke und Chase gebunden haben.

Die Autorin verliert hierbei aber nie die Ernsthaftigkeit der Situation aus den Augen. Brooke leidet und das nicht zu knapp. In einer unglaublich ergreifenden Art schafft Sarah Stankewitz es dabei, dieses Leid greifbar zu machen. Ich konnte Brookes Schmerz fühlen, er hat mir immer wieder das Herz gebrochen und ich habe mir so sehr für sie gewünscht, dass sie wieder Licht in ihrem Leben sehen kann. Damit einher geht auch die Frage, die sich dem Leser immer wieder stellt: Betrügt Brooke Thomas, wenn sie nach seinem Tod versucht, wieder glücklich zu werden? Verrät sie hiermit ihre Liebe? In einer behutsamen Art wagt sich die Autorin an dieses Thema.

Behutsam ist sowieso ein Wort, was bei diesem Buch sehr gut passt. Hier gibt es keine Hauruck-Methode, mit der Chase versucht, Brooke für sich zu gewinnen. Es ist ein langer, steiniger Weg, ein stetes Auf und Ab, denn mal lässt Brooke die Nähe von Chase zu, mal macht sie komplett dicht. Es ist eine Achterbahnfahrt, bei der man absolut mitfiebert. Für mich ist das Buch tatsächlich auch ziemlich realistisch gehalten. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass nicht nachvollziehbare Sprünge gemacht wurden, plötzlich eine „alles ist gut“-Stimmung herrschte oder Brooke spontan von 0 auf 100 ihre Meinung geändert hat. Das hat mir sehr gut gefallen, weil die Geschichte somit für mich sehr greifbar war. Sicher ist das Buch nicht frei von Dramen, es wird aber auf – in meinen Augen – unnötige Dramen verzichtet, die nur dafür da sind, das Buch in die Länge zu ziehen. Es gibt eine doch dramatische und emotionale Enthüllung, die ich so zwar durchaus vorhergesehen habe, die mich ab Ende aber dennoch eiskalt erwischt hat – aufgrund der Emotionalität und wie die Charaktere damit umgegangen sind. Kurz vor Ende kommt erneut etwas Drama auf, welches jedoch auf einem seichten Niveau bleibt und vor allem für die Beziehungsdynamik durchaus notwendig war, da hiermit wichtige Erkenntnisse verbunden waren. Ansonsten empfand ich das Buch als dramenlos und spannungsarm – zwei Sachen, die das Buch aber auch gar nicht nötig hat, da es mit seiner Emotionalität bereits so stark punkten kann. Hier muss ich vor allem das Ende des Buches noch einmal hervorheben, welches mit einem unglaublich ergreifenden Brief schließt und bei mir unweigerlich direkt die Tränendrüsen angesprochen hat. Taschentücher braucht man bei diesem Buch definitiv.

Im Fokus der Geschichte stehen die beiden Protagonisten Brooke und Chase. Brooke ist sehr in ihrer Trauer gefangen, zugleich aber auch vom Willen getrieben, aus der Trauer zu entkommen. Sie ist stark, aber schwach zugleich. Sie wirkt manchmal auf eine positive Art und Weise unbeholfen und sie konnte mich als Leserin sehr schnell für sich gewinnen. Ich habe mit ihr gelitten, es hat mein Herz bluten lassen, was sie durchmanchen muss und musste. Chase hingegen muss definitiv auf jeden Bookboyfriend-Nominierungsliste, auch wenn er seine Schattenseiten hat (z.B. seine Freundin). Er gibt sich viel Mühe, ohne dabei stalkerhaft oder übergriffig zu wirken. Er ist sehr verständnisvoll und gewährt Brooke viele Freiräume, ist aber dennoch immer für sie da. Die beiden haben mir als Pärchen sehr gefallen. Es gibt zudem einige Nebencharaktere, etwa Chase besten Freund und Brookes Kollegin und Freundin. Die beiden spielen allerdings eher eine untergeordnete Rolle, bringen für mich aber Potenzial für eine eigene Story mit.

Ein klitzekleines bisschen Meckern muss ich dennoch: Im Vordergrund der Story steht Brooke und ihr Verlust. Als man später die Story von Chase erfährt, benimmt sich Brooke ihm gegenüber meiner Meinung nach unfair – hierfür kann sie im Zweifel nichts, einfach aufgrund ihrer Verfassung. Schade finde ich allerdings, dass diese Thematik später nicht noch einmal aufgegriffen wurde und aus den Augen verloren wurde, dass auch Chase einiges durchmachen musste. Es fühlte sich für mich unfair an, dass seinem Leid keine große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, vor allem, nachdem er sich von Brooke einiges anhören musste.

Insgesamt kann ich nur sagen: Dieses Buch hat mein Herz gebrochen. Mehr als einmal. Hat mir mehr als einmal Gänsehaut beschert. Mir mehr als einmal die Tränen in die Augen getrieben. Es ist ein Buch, welches so schlicht daherkommt, mit einer Story ohne die üblichen großen Dramen und einen dabei so fertig macht, dass man weinen möchte. Die Autorin hat mit ihrem ergreifenden Schreibstil eine wunderschöne Geschichte gesponnen, die mich zerstört und wieder zusammengesetzt hat. Diese Liebesgeschichte um Brooke und Chase bekommt für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Absolute Lese- und Heulempfehlung!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]