Ein Roman dessen Wirkung sich erst nach und nach entfaltet

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mrsamy Avatar

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17 Jahre alt und kurz vor dem Abschluss der Highschool. Während andere sich Gedanken über ihre Zukunft machen und noch versuchen, ihre Noten in letzter Minute zu verbessern, macht Sutter Keely lieber Party. Immer dabei – egal wo sich Sutter gerade befindet – hat er seinen riesigen Becher 7UP, natürlich gepimpt mit einem großen Schluck Whisky. Denn ohne Alkohol wäre das Leben einfach viel zu langweilig. Bei einer wilden, durchzechten Nacht, übertreibt Sutter es mal wieder und so findet er sich am nächsten Morgen im Vorgarten einer ihm unbekannten Gegend wieder. Als er aufwacht, blickt er direkt in die Augen von Aimee. Sie ist eine Mitschülerin von ihm und Sutters krasses Gegenteil. Sie lernt bis zum Umfallen, liebt Pferde und Science-Fiction-Romane und möchte später einmal bei der NASA arbeiten. Sutter und Aimee freunden sich an und der Junge hat nur einen Wunsch: Aimees Leben besser zu machen. Doch was genau heißt das eigentlich? Wird er ihr tatsächlich helfen und ihr Selbstvertrauen stärken, sodass sie sich gegenüber ihrer Familie und ihren angeblichen Freunden, die sie schikanieren und herumkommandieren, durchsetzen kann? Oder wird er ihr Leben und ihre Träume zerstören?

„Perfekt ist Jetzt“ – so lautet der Titel des Romans von Tim Sharp mit dem tragischen Helden Sutter Keely. Tragisch, weil der Protagonist nach außen und auch nach innen lügt. Er tut so, als sei das Leben eine einzige Party und er der coolste Junge auf dem Planeten. Dabei leidet Sutter eigentlich noch immer unter der bereits Jahre zurückliegenden Trennung seiner Eltern und dass er keinerlei Kontakt zu seinem Vater hat. Seine Mutter und seine Schwester sind ihm fremd. Beide haben sich an Männer mit Geld geschmissen – Sutter ist es, als würde immer nur der äußere Schein zählen. Oft fühlt er sich nur als Accessoire seiner Mutter, ungeliebt und missverstanden. So flüchtet sich Sutter in seine eigene Welt, erkennt nicht, dass ihm das Leben aus den Fingern gleitet und er ein ernsthaftes Alkoholproblem hat. Dann ist da noch Aimee als weiterer handelnder Charakter. Sutter will sie retten, ihr das wahre Leben zeigen. An wenn von ihnen beiden er bei seiner Rettungsaktion eigentlich denkt, bleibt unklar. Vielleicht möchte er sich selbst beweisen, dass er kein schlechter Mensch ist. Und das ist Sutter tatsächlich nicht, vielmehr ist er ein Opfer einer jungen Generation, von der tagtäglich Höchstleistungen gefordert werden. Nur zu dem einen Zweck: um später mal das ganz große Geld zu machen. Der Leser wird Aimees Wandlung erleben, sie ist vom Autor subtil und doch erschreckend gestaltet. Wird Sutter sie retten oder mit sich in den Abgrund ziehen?
Die Geschehnisse verfolgt der Leser aus Sutter Keelys Sicht, die Sprache gibt authentisch seine Sprache wieder. Sie ist cool, lässig und lässt wenige Blicke in Sutters wahres Innenleben zu. Die Handlung ist logisch und stringent aufgebaut. Alle weiteren Charaktere sind gut ausgestaltet und leicht unterscheidbar. Ich gebe diese Roman fünf Sterne.