Perla

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kvel Avatar

Von

Perla ist eine junge Psychologiestudentin. Motiviert wurde sie zu dem Studienfach von dem Wunsch ihren Vater zu verstehen, in dessen Seele sehen zu können.
Der Roman spielt im Argentinien zur Zeit des Umbruchs von einer Diktatur zur Demokratie.
Ein großes Thema des Romans sind die „Verschwunden“.
Ihr Vater, ein Offizier, war mit Sicherheit in Gräueltaten gegen vom Regime unerwünschte Personen verwickelt. Ihre Mutter stand ihr emotional nie wirklich nahe.
Die Autorin nimmt den Leser mit in die innerliche Zerrissenheit von Perla, die ihrem „Vater“ gegenüber, trotz aller seiner schlimmen Taten, trotzdem so etwas wie Loyalität, vielleicht sogar Liebe, empfindet.
Es wird die innere Zerrissenheit und familiäre und seelische Heimatlosigkeit geschildert, die Perla empfindet, da sie in einer Familie aufgewachsen ist, in der sehr viele Lügen aufgetischt wurden und es verboten war, diese Lügen in Zweifel zu ziehen.

Der Roman ist nicht gerade realitätsnah geschrieben, denn Perla bekommt Besuch von einem Fremden, der quasi „aus Wasser besteht“ und aus allen Poren tropft, wie ein „vollgesogener Schwamm“. Streckenweise fragte ich mich, ob man Psychologe sein oder in Traumdeutungen bewandert sein muss, um den Roman zu verstehen. Aber andererseits ist der Roman so spannend und poetisch geschrieben, dass man begierig ist weiter zu lesen, um zu erfahren, wie es weiter geht, wie sich alles auflöst.
Streckenweise empfinde ich den Roman sogar philosophisch angehaucht, als die Autorin von „eingeklappten Seelen“ spricht und davon wie „Realitäten produziert werden“.

Das Cover finde ich eigentlich zu Nichtssagend: das Bild vermittelt den Eindruck als ob dies ein „leichter Frauenroman“ sei. Perla ist meiner Meinung nach kein Roman für „so mal auf die Schnelle zwischendurch“. Es ist ein sehr spannender Roman mit Tiefgang; ein sehr beeindruckender und ergreifender Roman.

Poetisch, politisch, sozial.