Perla

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nitsrek.73 Avatar

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Der Roman "Perla" beschreibt das Leben der gleichnamigen Protagonistin, die in Buenos Aires wohnt. Perla ist Anfang 20 und studiert Psychologie. Ihre Eltern haben sie wohlbehütet großgezogen. Sie ist die Tochter eines Marineoffiziers und einer Mutter, die ihr Leben lang Malerin sein wollte, es aber von Seiten ihrer Eltern nie durfte. Was genau Perlas Vater jedoch bei seiner Arbeit macht, bleibt immer ein Geheimnis und wird Perla gegenüber verschwiegen.
Als eines Abends ein ungebetener Gast in Perlas Wohnung liegt, vollkommen durchnässt und nackt, gibt dies Perla den Alass, nach ihren Wurzeln zu suchen. Es stellt sich heraus, dass dieser Mann ein "Verschwundener" ist.

Der Roman klärt somit nicht nur, wie Perlas Leben und ihre Wurzeln aussehen, sondern gibt auch noch Einblick in die Geschichte Argentiniens, das von 1976 bis 1983 von einer Militärdiktatur beherrscht wurde. Damals herrschte ein Bürgerkrieg-ähnlicher Zustand und viele Menschen vielen dem Regime zum Opfer. Diese verschleppten, misshandelten und gefolterten Leute werden "die Verschwundenen" oder auch "Desapericidos" genannt, etwa 30.000 an der Zahl.
An dieser Stelle wird klar, warum so eine Geheimnistuerei um Perlas Vater herrscht. Auch er hat zahlreiche Menschen gequält.
Perla ist hin- und hergerissen. Einerseits ist sie bestürzt von den Grausamkeiten, die im damaligen Argentinien vor sich gingen, anderseits liebt sie ihre Eltern sehr. Ihre schwierige Beziehung zu ihrem Freund Gabriel wird außerdem auch noch thematisiert.

Der Roman ist einerseits sehr berührend, traurig und dramatisch, andererseits hat er an einigen Stellen aber auch seine Längen und wirkt ein wenig schleppend. Dadurch, dass aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt wird, war ich am Anfang etwas verwirrt. Einerseits erzählt Perla als Ich-Erzählerin, anderseits haben wir aber auch noch einen allwissenden Erzähler, der uns die politische Lage Argentiniens näher bringt.

Zum Cover des Buches ist zu sagen, dass es relativ nichtssagend ist. Man sieht ein Mädchen, das irgendwie zu träumen scheint. Ich nehme mal an, dass es sich hier um die Protagonistin Perla handelt. Vielleicht soll es zum Ausdruck bringen, dass Perla lange Zeit gar nicht merkt, was eigentlich um sie herum passiert.

Eine Stelle hat mir besonders gut gefallen. Es geht um Perlas Liebe zu den Büchern:
"-, zu Büchern kan man mit seinem ganzen ungeschönten Selbst kommen. Man kann sie alles fragen. Es kann sein, dass man nach den entsprechenden Zeilen suchen muss, dass die Antwort immer um die Ecke herum kommt, aber Bücher werden immer mit einem reden, einen immer einlassen. Also wandte ich mich an sie. Damals in meinem ersten Studienjahr, traute ich Büchern mehr als Menschen." (S. 104)
Diese Stelle im Buch beschreibt sehr schön, dass Perla es nicht ganz so leicht hat. Einerseits sympathisiere ich hier mit ihr, da ich Bücher genauso liebe wie sie und ihre Einstellung dazu teile, andererseits hat es mich sehr bewegt, dass sie so etwas schreibt, da es zeigt, wie alleine sie sich fühlt.

Alles in allem ist Perla ein politischer und gefühlvoller Roman, der das Leben einer jungen Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln beschreibt. Da der Schreibstil mich nicht an allen Stellen überzeugen konnte, gibt es von mir 3 Sterne.