Amüsant

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mike nelson Avatar

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Amüsant. Alina Bronsky hat sich für ihren neuen Roman "Pi mal Daumen" zwei Außenseiterfiguren ausgedacht, lässt sie aufeinander treffen und zueinander finden. Da ist zum einen der hochbegabte 16-jährige, mit leicht autistischen Zügen ausgestattete Oscar, wohlsituiert mit Adelstitel und zum anderen die Anfang 50-jährige Moni Kosinsky, ein 'bunter Vogel', bereits Großmutter dreier Enkel, die ihr Leben und das der Familie mit Jobs unterhalten muss, über gute soziale Kompetenzen und eine riesige Portion Empathie verfügt. Die beiden, die gegensätzlicher nicht sein könnten, treffen sich zum Mathematik-Studium an der Uni, aber nur, weil für die Zuspätkommerin Moni der Sitzplatz neben Oscar zufällig noch frei ist. Die sich entspinnende Handlung ist konsequent aus Oscars Perspektive erzählt und wir Lesenden erhalten die Gelegenheit, die Dinge durch die Asperger-Brille zu sehen. Aber auch die anderen Gestalten (die Profs, die Familien der beiden Protagonisten und auch die Mitstudierenden) sind auf ihre Art besonders. Es lebe die Vielfalt, die aber auch Nährboden für Stereotype und Vorurteile ist. Natürlich nähern sich Oscar und Moni an, es wird ein mittelschwerer Skandal aufgedeckt, was mal wieder unter Beweis stellt, dass der Schein zuweilen das Sein überstrahlt. Sowohl Oscar als auch Moni durchleben eine Veränderung ihrer Persönlichkeit und es kommt zu einem (fast) versöhnlichem Schluss. Der Punktabzug erklärt sich dadurch, so habe ich es beim Lesen erlebt, dass Oscars Wahrnehmungsperspektive, seine Sicht auf die Dinge, nach circa der Hälfte der Geschichte die Handlung nicht mehr ganz so gut trägt und man beginnt, auf eine Wendung zu warten... und da hat Alina Bronsky uns ja nicht enttäuscht. Alles gut! Bitte lesen!