Ein schönes Kinderbuch

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Der Kinderroman von Annika Scheffel, sehr schön illustriert von Lisa Rammensee, ist eine empfehlenswerte Lektüre für Kinder ab 5 Jahren. Und auch Erwachsene, die das Buch vorlesen, werden ihre Freude an den vielen unterschiedlichen Rollen und Sprechweisen haben, die es zu gestalten gilt. Voller Warmherzigkeit und mit viel Humor wird hier eine spannende Geschichte erzählt, die immer wieder märchenhafte Elemente enthält und dennoch nie ins Absurde abdriftet.
Pino und sein großer Bruder Janne sollen für wenige Tage allein zu Hause bleiben, damit die offensichtlich alleinerziehende, liebevolle Mutter eine kurze Entspannungsreise machen kann. die Die Kinder wollen ihr das gerne ermöglichen, obwohl Pino bei dem Gedanken sehr mulmig wird. Aber Janne verspricht, gut auf ihn aufzupassen. Janne ist jedoch schon ganz schön erwachsen, möchte lieber chillen und scheint das gemeinsame Spiel verlernt zu haben. Nichts, was Pino vorschlägt und was er zum Spielen anschleppt, gefällt Janne, und zu allem Überfluss wirft er dem Kleinen an den Kopf, er wünschte, er hätte einen Hund statt eines kleinen Bruders bekommen. Pino ist maßlos enttäuscht und sehr traurig. Als Janne ihn dann auch noch aus seinem Zimmer wirft und die Tür zuschlägt, trifft er Pino am Kopf – und dieser ist plötzlich ein kleiner Hund. Pino rennt weg und muss auf der Straße völlig neue Erfahrungen machen. Er versteht nun die Sprache der Tiere, trifft auf bedrohliche und nette und lernt, sich irgendwie zurechtzufinden. Zusammen mit der Katze Fritzi und dem wunderbar theatralischen Theaterhund Bertolt will er alles unternehmen, um wieder ein Kind zu werden. Die beiden wollen ihm gerne helfen, auch möchte Bertolt seine verschwundene Menschenfreundin Titania wiederfinden, eine Schauspielerin. Die folgenden Abenteuer sind märchenhaft und fantasievoll geschrieben, mit einem sehr liebevollen Blick auf die Sorgen und Nöte kleiner und großer Geschwister sowie der beteiligten Tiere. Annika Scheffel gelingt es, allen Unwahrscheinlichkeiten zu trotzen und eine große psychologische Glaubwürdigkeit herzustellen, indem sie in die Gefühlswelt der Charaktere eintaucht. Natürlich kann Fritzi nicht wie versprochen helfen, weil sie selbst hereingelegt wurde, wofür sie sich sehr schämt.
Irgendwann taucht auch Janne auf, der seinen kleinen Bruder sehr vermisst und sich voller Reue des kleinen Hundes annimmt, in dem er Pino erkennt. Natürlich ist dieser am Ende zurückverwandelt, Bertold wieder mit Titania vereint und auch für Fritzi findet sich ein Plätzchen, wo sie dazugehören kann.
Das alles ist lebendig und abwechslungsreich gestaltet, die Nöte und Sorgen der unterschiedlichen Charaktere werden glaubhaft dargestellt. Wer kennt nicht die großen Brüder, die plötzlich erwachsen werden und vergessen, wie sich die Bedürfnisse der Kleinen anfühlen? Und dennoch schafft es Annika Scheffel, ohne den hochgereckten didaktischen Zeigefinger auszukommen, ein großes Verdienst. Ein Lesevergnügen für Kinder und ein Vorlesevergnügen für Erwachsene. Und, wie erwähnt, auch optisch sehr ansprechend bebildert, es dominiert oft ein warmer Orangeton, der auch das Cover grundiert. Die Illustrationen unterstreichen den Text wirkungsvoll und bieten viel zu entdecken.