Verwirrend, teils etwas langatmig…hat aber was!

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_lesezeit_ Avatar

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Eine surreale Geschichte mit einer vielschichtigen, weitverzweigten Handlung über einen geheimnisvollen Charakter, für den Raum und Zeit keine Grenzen sind und der die Fähigkeit besitzt, sein Gegenüber wirklich zu sehen und tief im Inneren zu berühren.
Klingt verwirrend? Ist es auch. Klingt interessant? Ist es auch!

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Zum Inhalt:
Eigentlich wollten die Freunde Jay und Alan, die Zwillingsschwestern Liya und Raya und die frisch Verheirateten Saskia und Jarne in ihrem Urlaub nur einen entlegenen Küstenabschnitt Korsikas erkunden und Pionéa wollte sich dort mit ihrem Freund Angus treffen.
Doch irgendetwas stimmt nicht: Der Ausgang des Küstenabschnitts ist nicht mehr zu finden und Angus erscheint nicht am verabredeten Treffpunkt.
Bei ihren gemeinsamen Bemühungen einen Ausgang zu finden, werden Fremde zu Freunden.
Sie ahnen nicht, dass dies der Beginn einer langen, gemeinsamen Reise ist…

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Meine Eindrücke:

„Pionéa – Loop“ von Lucas Martainn gehört zu einem jungen, mir bisher nicht geläufigem Genre: Visionary Fiction.
Für mich war es eine ganz neue Erfahrung. Denn tatsächlich nahm mich der Roman mit auf eine Reise, die etwas in mir bewegte – und das ohne es während dem Lesen zu bemerken.

Sehr früh war ich begeistert von dem sehr bildhaften, aber auch anspruchsvollen Schreibstil, der die Fantasie anregte, gleichzeitig aber vor allem aufgrund der langen, verschachtelten Sätze höchste Konzentration erforderte. Hin und wieder musste ich nochmal zurückspringen, weil ich nicht vollständig folgen konnte.

Nach etwa dem ersten Dritten kämpfte ich mit mir, ob ich das Buch weiterlesen soll oder nicht. Es war zwar spannend, zog sich aber stellenweise und wurde übererzählt. Als drei Seiten lang bildhaft beschrieben wurde, wie ein Charakter feststellt, dass sein Handy in der Hosentasche klingelt, dachte ich: Mensch, drei kurze Sätze hätten es auch getan.
Ich habe mich durchgebissen und wurde belohnt: Mit einer Tiefe und elementaren Themen, die mich verschluckten und verändert wieder ausspuckten.

Was diesen Roman für mich besonders macht, sind seine acht plus zwei Hauptcharaktere und deren Beziehungen zueinander: Jeder von ihnen hat eine besondere Persönlichkeit, durchläuft seine eigene innere Entwicklung, hat in einer anderen Person einen Anker, der ihn stärkt. Der Roman lebt von der Verbundenheit, der Offenheit und den inneren Erfahrungen der Charaktere und lässt uns unmittelbar mitfühlen.
Durch einen steten Wechsel der Perspektiven, dürfen wir jeden einzelnen Charakter unmittelbar erfahren. Durch Zeitsprünge in beide Richtungen wird eine vielschichtige Geschichte erzählt, deren Ebenen sich Stück für Stück übereinanderlegen und ein Ganzes ergeben. Alles bewegt sich in Kreisen und hängt irgendwie zusammen, Details vom Anfang ergeben plötzlich Sinn.

Diese abwechslungsreich gestalteten kurzen Abschnitte führen insgesamt recht angenehm, durch die nur 9 Kapitel auf über 800 Seiten, lassen mich aber etwas in der Schwebe zurück, denn: Vollständig verstanden habe ich die Handlung nicht.
Dabei bin ich aber nicht allein, den Charakteren geht es genauso. So halte ich es wie sie und verbleibe in dem Vertrauen, dass ich in der Lage sein werde im richtigen Moment die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Außerdem: Die Geschichte ist noch nicht zu Ende und geht in Teil zwei weiter. Vielleicht füllen sich die Lücken dort.
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Mein Fazit:

Man muss sich darauf einlassen können.
Dies ist definitiv nichts für Jedermann und auch keine leichte Kost. Wer jedoch neugierig und offen genug ist, kann in diesem Buch etwas für sich finden. Ich habe das – ohne jedoch genau sagen zu können, was es ist. Dennoch war dieser Roman definitiv eine Herausforderung.
Ich empfehle jedem, der überlegt dieses Buch zu lesen, sich vorab etwas mit dem Genre Visionary Fiction auseinander zu setzen, um böse Überraschungen zu vermeiden… oder die Neugier zu steigern.

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VISIONARY FICTION - Was ist das?
In den Worten von Lucas Martainn:
„Eine Reise für die Lesenden, die über die bekannten Grenzen der Realität hinausgeht, um die Tiefen des menschlichen Seins und die Geheimnisse der Existenz zu erforschen.“ „Sie erinnert uns daran, dass es im Leben mehr gibt als die oberflächlichen Erfahrungen, denen wir täglich begegnen, und sie ermutigt uns, die Tiefen unseres Seins und Wirkens und das grenzenlose Potenzial der menschlichen Vorstellungskraft zu erkunden.“