Zwei Seelen wohnen - Ach! - in meiner Brust

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David Safier hat sich schon bei seinen Vorgängerbücher großen Persönlichkeiten wie Buddha oder Jesus gewidmet. In seinem neusten humorvollen Roman hat er sich deshalb keinen geringeren als den englischen Dichterfürsten William Shakespeare als Charakter ausgewählt, der im 16. Jahrhundert in eine abenteuerliche Geschichte geworfen wird.

Die Grundschullehrerin Rosa war einst mit ihrem Traummann, dem erfolgreichen Zahnarzt Jan liiert, betrog diesen aber im Bowlerausch mit einem Kollegen, weswegen sich Jan von ihr trennte und sich Olivia als neue Partnerin erwählte, die er nun heiraten will. Die Nachricht vom Glück ihres Ex zerstört Rosa am Boden und so kommt ihr das Angebot eines Hypnotiseurs während einer Zirkusvorstellung gerade recht, sie bei einer Rückführung in einen Körper, der sie früher war, zu versetzen. Man muss nur den Titel des neuen Safier’schen Streichs betrachten und weiß, dass dieses frühere Ich niemand anders als der Barde William Shakespeare war, weswegen sich dieser nun mit zwei Seelen in einem Körper herumschlagen muss. Damit dieses Dilemma wieder beendet werden kann, muss Rosa allerdings das Wesen der wahren Liebe herausfinden, um so in die Gegenwart zurückkehren zu können…  

Was sich auf dem Klappentext dieses im klassischen Safier-Design daherkommenden Büchleins ankündigt, scheint ganz lustig zu werden, doch leider war dem mitnichten so!

Leider kann der Roman in meinen Augen seine Bewährungsprobe nicht bestehen. Die Grundkonstruktion wirkt hanebüchen und wie aus einem schlechten Schüleraufsatz (Hypnotiseur beschwört Frau, die in fremden Körper und zu anderer Zeit erwacht) und der Roman kann weder als historischer Roman gelesen werden, noch als Abenteuergeschichte oder Komödie, denn auf ungefähr 300 Seiten schafft es der Autor nicht, das Humorpotenzial seiner Geschichte zu entfalten. Auch bei der Schilderung des historischen Londons hätte ich etwas mehr liebe zum Detail erwartet, auch wenn der Autor sein Werk im Vorwort in historischer Hinsicht „beeindruckend unfundiert“ nennt. Diese Körperverwechslungsgeschichte hätte durchaus etwas mehr Spritzigkeit vertragen!

Auch vom klischeehaften Frauenbild des Drehbuchautoren war ich nicht angetan, denn seine „Heldin“ Rosa beweist sich als genau das, was der Name verspricht, nämlich als denkbar romantisch, tollpatschig und unselbstständig. Seine Protagonistin, die sich selbst als „voll das Klischee“ bezeichnet, konnte mich nicht überzeugen und ihr Handeln entlockte mir oftmals nur Kopfschütteln und identifizieren konnte ich mich mit ihr zu keiner Zeit. Ich möchte zwar nicht leugnen, dass mich der Roman ab und zu schmunzeln ließ, doch insgesamt blieb das Werk von David Safier deutlich  hinter meinen Erwartungen zurück!

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)