Ein historischer Roman zum Hinknien schön

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Winston Graham ist ein Altmeister des historischen Romans. In der Poldarkserie bietet er uns ein detailliertes Panorama der englischen Gesellschaft zu Ende des 18. Jahrhunderts im südenglischen Cornwall. Alle kommen sie hier zu Wort, die an Gicht leidenden Adligen, die Bergarbeiter, der kleine Landadel der Seite an Seite mit den Knechten die Felder bestellt, die hohe hehre Dame die zwar einen anderen heiratet aber trotzdem von dem Mann den sie verlassen hat, verlangt, ihre Ehe zu retten, das junge Mädchen aus der Gosse, die Fischer und Verkäufer, Markthändler, die Knechte, die Alkoholiker und Spielsüchtigen, die alte Jungfer die nicht heiraten darf, um der Familie als unbezahlte Magd und Verwalterin zur Seite zu stehen, sie alle erhalten eine Stimme in Winston Grahams Bücher.
Ross Poldark ist ein Kriegsheimkehrer, wie wir heute sagen würden. Er hat keine Zeit seine posttraumatischen Störungen zu hegen, (schon weil man sie damals wohl nicht kannte), er muss sich sogleich um den heruntergewirtschafteten Hof kümmern. Sein Vater ist gestorben, seine beinahe Verlobte Elisabeth verlobt sich am Abend seiner Heimkehr mit seinem Cousin, Francis Poldark. Er rafft sich auf, bringt langsam Haus und Hof in Ordnung. Er bewahrt sich seine Menschlichkeit trotz aller Widerstände und Schwierigkeiten. Poldark erweitert seine Mannschaft die ihm helfen den Hof zu bewirtschaften: Zuerst stellt er Jim ein, einen jungen Burschen der wegen Krankheit nicht mehr im Bergwerk arbeiten konnte, danach rettet er das Mädchen Demelza auf einem Jahrmarkt vor einer Bande von Jugendlichen die sie schlagen und misshandeln wollen. Demelza wächst auf seinem Hof zu einer schönen und intelligenten jungen Frau heran, die ihren Brotgeber heimlich liebt. Die feine Gesellschaft der Gegend wetzt sich schon längst die Mäuler weshalb der unverheiratete Ross Poldark sich eine junge Frau als Magd auf dem Hof hält. Doch zwischen den beiden ist all die Jahre nur eine schöne Kamaraderie, Ross ist über seine liebe zu Elisabeth noch nicht hinweggekommen. Aber als Demelzas Vater auftaucht und auf die Heimkehr seiner Tochter pocht, angeblich um das Gerede der Leute zu beenden, in Wirklichkeit aber, weil er ein unbezahltes Kindermädchen für seine neue Frau braucht, die schwanger ist, beschließt Demelza der platonischen Freundschaft mit Ross Poldark ein Ende zu setzen. Sie verführt ihn und kurze Zeit später heiraten die beiden. Das war zu der Zeit durchaus nicht üblich. Ross Poldark gehört der Gentry an, Demelza ist eine niedrige Magd. Aber Ross setzt sich über sämtliche Conveniencen seiner Zeit hinweg und heiratet Demelza aus einem Pflichtgefühl heraus nur um bald zu erkennen, dass er in ihr den wahren und richtigen Partner fürs Leben gefunden hat.
Das Buch zieht den Leser sofort in seinen Bann, lässt eine längst vergangene Epoche wiederaufleben und führt uns vor Augen, dass die gute alte Zeit vielleicht doch nicht so gut war.