Über Gräben hinweg
Ich habe mich für ein Leseexemplar beworben, da ich der Gattung historische Romane eine neue Chance geben wollte. In der Vergangenheit habe ich häufig die Erfahrung gemacht, dass mich diese Romane nicht so fesseln und oft habe ich die Bücher nicht zu Ende gelesen. Das Cover hat mir nicht so gut gefallen, weil es etwas trivial wirkt und er Roman eigentlich sehr anspruchsvoll ist. Zu Beginn hatte ich leichte Schwierigkeiten mit der Fülle der Namen, aber dann kommt man doch gut rein. Ross Poldark kehrt in seine Heimat zurück, nachdem er für die englische Krone gegen die Autonomiebestrebungen in den Kolonien gekämpft hat. Was er vorfindet ist aber sehr frustrierend. Das Familiengut ist vom Verwalter heruntergewirtschaftet und hat seinen Glanz verloren. Der ganze Landstrich liegt danieder, die Minen arbeiten nicht und die Arbeitslosigkeit sowie die Trostlosigkeit sind hoch. Auch privat muss er eine Niederlage einstecken. Elizabeth hat nicht auf ihn gewartet, sondern seinen Cousin Francis zum Mann genommen. Ross lässt sich aber nicht unterkriegen, er krempelt die Ärmel hoch und macht sich an die Arbeit, die Mine wieder zum Laufen zu bringen, das Gut wieder aufzubauen und auch privat findet er neues Glück. Demelza seine Gattin stammt allerdings aus einer niederen Schicht, so dass neben dem Neid auf seine wirtschaftlichen Erfolge er auch noch mit Standesdünkel konfrontiert ist. Und an diesem Punkt zeigt sich die wahre Größe des Romans. Ross zeigt, dass gesellschaftliche Veränderungen erforderlich sind und lebt diese vor und macht damit die Familiensaga zu einem sehr lesenswerten Stück der Gesellschaftsgeschichte.