Bildhaft und menschlich

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singstar72 Avatar

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Man merkt schon deutlich, dass dies der dritte Band einer Reihe ist. Zum Beispiel durch die Heirat der Protagonistin. Die Reihe heißt zwar noch "Dr. Fuchs", aber eigentlich lautet der Name der Dame mittlerweile Mehring. Ich erinnere mich noch dunkel, dass zumindest der erste Teil auch hier bei "vorablesen" vorgestellt wurde. Und auch diesen hatte ich schon gemocht.

Das Erzählte ist bisher nicht nervenzerfetzend spannend, aber sehr menschlich, und detailreich. Mir hat gefallen, wie viel Medizinisches und Bildhaftes hier eingeflossen ist. Medizinische Symptome werden genau geschildert, genauso wie Wunden, oder der Stand der damaligen Medizin. Lustig ist allerdings, dass man noch der Meinung ist, das "Seelenleben" spiele in der Medizin kaum eine Rolle! Daran merkt man doch den zeitlichen Abstand.

Magda Mehring ist mir hoch sympathisch. Sie ist ganz ohne Dünkel, und will für ihre Patientinnen da sein. Das schließt auch Damen des "horizontalen Gewerbes" mit ein. Toll, eine resolute Frau, die sich in einer Männerdomäne behaupten will. Ihr zur Seite gestellt ist eine andere starke Frau, Celia, die Schwiegertochter eines todkranken Industriellen. Vermutlich soll sie als Gegengewicht in der Handlung aufgebaut werden. Denn bei ihr steht die Selbständigkeit durchaus auf der Kippe. Wird sie nach dem Tod des Schwiegervaters noch studieren können?

Die eigentliche Kriminalhandlung um den verschwundenen kleinen Otto steht bisher noch im Hintergrund, aber das habe ich nicht als Nachteil empfunden. Wir erfahren stattdessen etwas über die Lebensumstände vieler Berliner Kinder - sie werden zu Dieben.

Insgesamt hat mir die Leseprobe wirklich gut gefallen. Ein sozusagen "historischer Krimi", der von Details und Menschlichkeit lebt.