Ein Frauenroman durch und durch

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fräulein_jennifee Avatar

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Die flüsternden Frauen auf dem Cover versprechen einen Frauenroman. Nicht im eigentlichen staubtrockenen Sinne alter Liebesschwarten, sondern im Sinne einer intellektuellen Erzählung, geschrieben von einer Frau für alle Frauen - Ella schreibt für Ilsabé, deren Enkeltochter Gwen die Erzählung schließlich an die Leserin weiterreicht.
Träume beherrschen die ersten Seiten von Porträt auf grüner Wandfarbe. Die kleine Ella kennt ihren Traum ganz genau und hat damit nicht nur ihren Geschwistern etwas voraus, denen die strenge Erziehung eines entbehrungsreichen Lebens das Träumen bereits ausgetrieben hat. Sie träumt von der Unabhängigkeit, von einem Leben, in dem sie niemandem mehr Rechenschaft schuldig ist. Ein Traum, der bis heute noch allzu oft unerfüllt bleibt. An Ella fasziniert ihre für eine Dreizehnjährige ganz und gar erstaunliche Resolutheit. Sie ist es, die der Leserin den neu erwachenden Zeitgeist im frisch gekürten “Bad” Tölz vermittelt. Unerschrocken nimmt sie es mit den Hindernissen ihres jungen Lebens auf, ganz gleich ob es die Vorurteile der Gesellschaft oder der größte Junge am Ort sind, die sich ihr entgegenstellen wollen.
Mit dem noch immer kindlichen Blick einer Dreizehnjährigen führt Sandmann durch eine sich wandelnde Welt, deren weit gestreute Fäden alle bei Gwen zusammenlaufen. Gekonnt wirft sie der Leserin eine Kostprobe vor die Füße, die auf eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart hoffen lässt. Eine Brücke, die so mancherlei Frauenfuß gesehen haben dürfte.