Anrührend und einfühlsam

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annago Avatar

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Elisabeth Sandmann entführt die Leser mit ihrem Roman "Porträt auf grüner Wandfarbe" in eine außergewöhnliche Familiengeschichte, die sich im 20. Jahrhundert entfaltet. Zugegebenermaßen braucht es einen kleinen Moment, um sich in die Ausgangssituation der Geschichte hineinzufinden, da bereits zu Beginn die vielen Namen der Familienangehörigen, ob verstorben oder noch lebendig, für Verwirrung sorgen. Doch es gelingt der Autorin sehr schnell, die Lesenden auf eine anrührende und faszinierende Reise mitzunehmen, die nicht nur durch Österreich, Deutschland und Polen führt, sondern auch durch die Erlebnisse einer Familie im Verlauf eines ganzen Jahrhunderts.

Die Geschichte ist gekonnt durch die stilvolle Verknüpfung einer Rahmen- und einer Binnenhandlung gestaltet. Die Hauptfiguren Gwen und ihre Urgroßmutter Ella werden auf sympathische Art präsentiert. Die Leser können sich leicht mit ihnen identifizieren und ihre inneren Konflikte und Herausforderungen nachvollziehen. Obwohl die Geschichte von Frauen erzählt wird, die lernen, ihren eigenen Weg zu gehen, ist die Beschreibung nicht aufdringlich feministisch. Sandmann schafft es, die weiblichen Charaktere authentisch und vielschichtig darzustellen, ohne Stereotype zu bedienen.

Trotz der Tatsache, dass die Geschehnisse sowohl den Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg umfassen, überlagern diese nicht die anrührende Geschichte familiärer Bezüge. Die Autorin gelingt es, eine feine Balance zwischen den historischen Ereignissen und den persönlichen Schicksalen der Familienmitglieder herzustellen. Dadurch wird der Leser in einen emotionalen Strudel gezogen und kann sich mit den Figuren identifizieren, während sie mit den Herausforderungen der Zeit konfrontiert werden.

Besonders faszinierend ist Gwens Reise, sowohl physisch als auch psychisch. Während sie sich auf den Spuren ihrer Urgroßmutter begibt, entdeckt sie nicht nur Geheimnisse aus der Vergangenheit, sondern auch die Bande der Freundschaft, Missgunst, Neid, Liebe und Wertschätzung. Sandmann schafft es meisterhaft, die Komplexität menschlicher Beziehungen darzustellen und die Dynamik einer Familie über Generationen hinweg zu erfassen.

Der Schreibstil von Elisabeth Sandmann ist flüssig und einfühlsam. Sie versteht es, mit wenigen Worten Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen und den Leser tief in die Geschichte eintauchen zu lassen. Die Beschreibungen der Orte und Zeiten sind atmosphärisch und geben dem Roman eine besondere Note.

"Porträt auf grüner Wandfarbe" ist ein fesselnder Familienroman, der aufgrund seines historischen Hintergrunds und seiner tiefgründigen Charaktere eine große Bandbreite an Emotionen anspricht. Elisabeth Sandmann ist eine talentierte Autorin, die es versteht, die Leser mit ihrem erzählerischen Können zu fesseln und sie auf eine Reise durch die Vergangenheit mitzunehmen. Dieser Roman ist ein absolutes Highlight für alle, die sich für Familiengeschichten und die Ereignisse des 20. Jahrhunderts interessieren.