Wie die Gräfin sagen würde: fad!

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joodie Avatar

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Ich bin irgendwie etwas unentschlossen, wie ich dieses Buch bewerten soll. Lesen wollte ich es gerne, da es zu Teilen auf Schloss Elmau spielt, welches ein absoluter Sehnsuchtsort meiner Kindheit ist und an das ich die schönsten Erinnerungen habe. Und tatsächlich waren die Elmau-Kapitel für mich auch die schönsten im Buch und ich habe es sehr genossen, mich an diesen tollen Ort zurückzuerinnern. Doch darüber hinaus hat mich das Buch eher enttäuscht.
Die Familiengeschichte, um die es geht und die durch die Protagonistin Gwen nach und nach freigelegt wird, ist schon ganz interessant. Es gibt ein paar Geheimnisse, die gelüftet werden, aber nichts, was einen als Leser jetzt völlig vom Hocker haut.
Doch vor allem der Schreibstil hat mich mit jeder Seite mehr gestört. Irgendwie so trocken und emotionslos, langweilig. Ich liebe es, wenn die Sprache eines Buches mich überrascht, ich über ausgefallene Formulierungen und Bilder staune. Sowas gab es hier überhaupt nicht. In geradezu sachlichem Ton wird die Handlung geschildert und die Autorin ergeht sich teilweise über eine halbe Seite darüber, welche Kleidung welcher Gast bei einem Fest trägt oder welches Gericht im Restaurant bestellt wird. Immer wieder wird die Katze gefüttert, geduscht, Essen gekocht (oder Reste vom Vortag aufgewärmt), eingekauft. Sorry, aber das interessiert mich echt nicht die Bohne! Tatsächlich interessante Ereignisse, wie ein erster Kuss oder die erste Liebesnacht eines Paares werden dann aber mit nur ein, zwei Sätzen erwähnt.
So kommt es auch, dass man sich den Figuren emotional überhaupt nicht verbunden fühlt. Bis auf vielleicht Ella, über deren Leben man noch am ausführlichsten liest, ist mir keine Figur wirklich ans Herz gewachsen. An keiner Stelle hat mich das Buch wirklich berührt oder gar zum Lachen oder Weinen gebracht.
Schön hätte ich es auch gefunden, wenn es hinten nochmal eine Übersicht über alle Figuren, ihre Verwandtschaftsbeziehungen und vielleicht auch Jahreszahlen gegeben hätte. Mir fiel es teilweise schwer, den Überblick über die verschiedenen Generationen zu behalten (zumal das Buch in den 90ern spielt, man also auch da nochmal rechnen muss, wer wann wie alt ist). Und manche Nebenfiguren wurden eingeführt und spielten dann erst zweihundert Seiten später wieder eine Rolle, da hätte ich es schön gefunden, nochmal kurz nachlesen zu können, wer das jetzt eigentlich ist (z. B. Anton oder Pawel).
Zuletzt noch eine Anmerkung zum Cover: Ich finde es irgendwie merkwürdig, dass die Farbe "grün" im Titel des Buches enthalten ist und das Cover dann aber komplett blau gestaltet ist. Wobei der Titel eh überhaupt nichts über das Buch aussagt und sich erst auf den allerletzten Seiten erklärt.
Alles in allem würde ich dieses Buch wohl nicht nochmal lesen und auch nicht verschenken.