Gute Idee, schlechte Umsetzung

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happymountain Avatar

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Wo fange ich hier nur an?

Das wird eine echt schwierige Rezension.

Das Buch beginnt mit einem Verhör der Hauptfigur Sarah Armstrong. Sie wird verdächtigt einen Mord begangen zu haben, weist die Vorwürfe jedoch vehement von sich. Das Problem besteht darin, dass ihre Nachbarin Cybill Halberstam ihr zuvor ein recht unmoralisches Angebot unterbreitet hat. Sarah soll Cybills Ehemann Ken in Versuchung führen, mit ihr zu schlafen und Cybill wird Sarahs Ehemann Lou ebenfalls einem Treuetest unterziehen. Plötzlich ist einer der Beteiligten tot, ermordet und Sarah ist die Hauptverdächtige.

Soweit zur Handlung. Die Grundidee gefällt mir super - ganz besonders, da Sarahs Nachbarin Cybill zu den Reichen und Schönen New Yorks gehört und ein "Nein." natürlich nicht akzeptiert. Die Story ist recht temporeich, in kurzen Kapiteln und Verhörszenen geschrieben und auch die Suche nach dem Mörder ist interessant. Keiner Figur kann man trauen, aber auch keine der Figuren ist sympathisch. Das stört mich normalerweise auch nicht, hier aber schon. Ich kann das gar nicht genauer erklären. Es ist einfach so ein Bauchgefühl, eine Abneigung, mir war egal, wer als Nächstes drauf gehen wird. :D Das ist natürlich schade, weil das Mitfiebern so einfach wegfällt. Hin und wieder hat die Autorin richtig gruselige Szenen eingebaut, die wirklich Potenzial haben. Dann gibt es aber auch Nebenschauplätze, die für das Geschehen total irrelevant sind. Ich weiß nicht, ob die Autorin den Leser hier in die Irre führen wollte oder ob es einen Sinn dahinter gab, der sich mir nicht erschlossen hat (ich sag nur Feeding und Erica). Auch die Hauptfigur Sarah verbeißt sich manchmal so spontan in irgendwelchen Mutmaßungen, die sie aufstellt, die plötzlich als Fakt im Buch gehandelt werden. Das war einfach nicht glaubwürdig dargestellt.

Das Motiv des Täters oder der Täterin war ebenfalls hanebüchen oder nennen wir es "sehr modern". :D Das konnte ich der Autorin einfach nicht abkaufen. Die Auflösung ergibt sich nicht aus der vorangegangenen Handlung, sie wird einfach aus dem Ärmel geschüttelt und dann seitenlang erklärt. Auch noch im Epilog - obwohl der angeblich zwei Jahre später spielt.

Am meisten störte mich jedoch, dass das Buch auf keinen Fall ein gutes Lektorat gehabt hat. Die Satzstellung war teils sehr schwierig, manche Sätze und Gedanken brachen einfach ab und wurden nicht mehr aufgegriffen. Manches war dadurch nicht zu verstehen und ich ärgerte mich darüber (als Beispiel nenne ich hier gern Seite 144).

Alles in allem kann ich das Buch nicht empfehlen. Sollte jedoch hier ein gutes Lektorat erfolgen und etwas mehr Authenzität und Logik einfließen, wird das definitiv ein toller Thriller. So ist es für mich leider nur beim Versuch geblieben, einen tollen Thriller zu konstruieren. Sorry!