Plot gut, Ausführung konstruiert!

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igela Avatar

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Als Lou Armstrong in New York eine neue Stelle antritt, haben er und seine Frau Sarah das Glück, ein tolles Haus mieten zu können. Sehr schnell lernen sie ihre neuen Nachbarn Cybill und Ken Halberstam kennen. Sarah ist von Beginn weg misstrauisch, denn Cybill macht ihr gegenüber Andeutungen, die Sarah verunsichern. Als Cybill einen Deal vorschlägt, erkennt Sarah, dass ihr Misstrauen nicht aus der Luft gegriffen ist. Kurz darauf geschieht ein Mord, die Ereignisse überrollen sich und Sarah fühlt sich in dem Haus nicht mehr sicher.

Den Plot dieser Geschichte empfand ich als erfrischend anders. Und so aufgebaut, dass ich neugierig wurde. So weiss man zum Beispiel lange Zeit nicht, ob jemand und wer in Gefahr ist. Auch nicht wer mit falschen Karten spielt. Eingeflochtene Kapitel, mit Befragungen des Ermittlers, lassen ein Verbrechen vermuten. Man muss sich jedoch lange gedulden, bis man erfährt, ob tatsächlich eines geschehen ist. So viel zum Plot!
Nun zur Ausführung: Die hat mich leider weitaus weniger überzeugt. Sarah wird ganz schnell misstrauisch, dass ihre Nachbarn ein böses Spiel spielen. Damit sich die Handlung in diese Richtung entwickelt und man als Leser ebenfalls miträtseln kann, waren die ganzen Szenen, die Sarah zweifeln lassen, sehr konstruiert. Schon nur das erste Erkunden der Stadt und das Gespräch, beim nachfolgenden Essen, zwischen Sarah und Cybill wirkt künstlich und aus der Luft gegriffen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man mit einer neuen Nachbarin, so schnell Intimitäten austauscht, wie Sarah es tut. Seitenweise ist Sarah der festen Überzeugung, dass ihr Mann Lou etwas mit der älteren Cybill hat. Und, dass Ken es auf sie abgesehen hat. So wird Sarah, ausser misstrauisch zu sein, auch notorisch eifersüchtig und steigert sich richtiggehend in diese Eifersucht rein. Nur habe ich ihr das nicht abgenommen, denn Sarah agiert ganz nach dem Motto " einmal hü, einmal hott ". Den Verdacht haben und sich trotzdem ein paar Seiten später mit Ken auf der Dachterrasse treffen, passt einfach nicht. Vermuten, dass Lou fremd geht und doch immer wieder kuschen, statt ihm mal ordentlich den Kopf zu waschen. Sarahs Gedankengänge wirken sehr aufgesetzt und teilweise abstrus. Ab und zu glänzt sie mit Geistesblitzen, die dem einzigen Zweck dienen, die Handlung voranzutreiben. Wie zum Beispiel, als sie einfach weiss, dass der Tee, den ihr Mann getrunken hat mit Drogen versetzt war.
So wirkte auch die Handlung sehr konstruiert und bei mir kam der Verdacht auf, dass die Figuren so reagieren müssen, damit die Handlung in den Plot passt.
Der Schreibstil wirkte leicht holperig und immer wieder habe ich mich über Sätze gewundert, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen waren.
" Psychokiller " wird als Thriller gehandelt und beginnt mit einer Szene, in der die neu eingezogenen Mieter ihre Nachbarn zufällig beobachten. Bei einem Mord? Oder doch einem gewagten Spielchen? Da habe ich Gänsehaut gespürt, denn diese Szene ist wirklich toll geschrieben.
Leider blieb das praktisch die einzige Szene, die den " Thriller " rechtfertigt. Erst gegen Schluss kommen noch Thrillergefühle auf und die Geschichte wird spannender. Bleibt jedoch seiner Linie treu mit einer konstruierten Auflösung.
Dabei hat mir dieses Buch nicht schlecht gefallen. Nur hätte die Handlung etwas runder und realistischer sein dürfen.