Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - oder doch nicht?

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scherzkeks Avatar

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In QualityLand ist alles besser. Das klingt klischeehaft, ist aber nunmal so. hier muss niemand mehr selbst denken, Schließlich hat man dafür ja einen eigenen Assistenten. Man muss auch nicht mehr selbst auf nervige Partnersuche gehen, schließlich erledigt das ja QualityPartner und findet treffsicher den besten Partner.
Androiden wirken menschlicher als Menschen, und die Menschen werden nach und nach immer mechanischer. einzig und allein die Arbeit ist den Menschen geblieben, und wer hart arbeitet, steigt im Level auf.

Genau das scheint Peter Arbeitsloser, einem der Protagonisten, so gar nicht zu gefallen. Gut, das könnte an seinem ungünstigen Nachnamen, den er seinen Eltern verdankt, liegen. Oder an seinem Job: Verschrotter. Oder an der Tatsache, dass er nach der Trennung von seiner Freundin in seinem Level noch weiter abgestiegen, als es eh schon der Fall war, und nun in die Kategorie ''Nutzoser'' fällt. Wahrscheinlich ist es das alles plus die Tatsache, dass ihm eines Tages etwas von TheShop zugeschickt wird, dass er gar nicht haben wollte und er es nicht zurückgeben kann. Endlich macht er seinem generellen Unmut Luft und begibt sich auf eine Odyssee, um dieses unsägliche Ding endlich loszuwerden.
Außerdem lernen wir unter anderem John of Us, einen Androiden, der Präsident von QualityLand werden will, und Kiki, die der Digitalisierung entkommen will, kennen.

Marc Uwe Kling hat etwas geschaffen, was eigentlich unmöglich klingt: eine witzige, unterhaltsame Dystopie. Man amüsiert sich über scheinbar alberne Nachnamen, gleichzeitig fragt man sich aber, was daran lustig ist, wenn jemand durch so etwas gebrandmarkt ist.
Ist es wirklich so lustig, wenn jeder Onlineshop genau weiß, was man haben möchte und sich sehnlichst wünscht. Aber genau so ist es ja hier und jetzt, in der Realität schon. Auch deshalb hat das Buch auf mich einen so großen Effekt gehabt. Es klingt alles so weit weg, und ist doch schon so nah.


Marc Uwe Kling hat mit QualityLand bewiesen, dass er auch ohne Känguru auskommt. Unterhaltsam verknüpft er Satire, schwarzen Humor und Gesellschaftskritik. Von mir eine Leseempfehlung.