Umwerfend

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kleine hexe Avatar

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Dieses Buch hat mich so richtig fertig gemacht. Einerseits habe ich mich buchstäblich weggeschmissen vor Lachen, andererseits hat es mir gegraust angesichts der Zukunft die da auf uns mit Riesenschritten zukommt. Teilweise leben wir ja auch schon in Quality Land. Aber Kling schafft hier ein eigenes völlig in sich geschlossenes und logisches Universum. Allein schon die Namensgebung: Der Beruf des Vaters wird zum Nachnamen des Sohnes und der Beruf der Mutter wird der Tochter als Nachname eingetragen. Kein Problem wenn der Vater Ingenieur, Direktor, oder Architekt ist, oder die Mutter Ärztin, Lehrerin, Sachbearbeiterin ist. Aber wenn die Mutter auf den Strich geht? Oder der Vater im Gefängnis sitzt? Konsequent zieht Kling diese Namensgebung durch. Was passiert, wenn ein Versandhaus mittels Algorithmen ermittelt was ein Mensch braucht, und es ihm die Ware zusendet, noch bevor der Mensch weiß, dass er das Ding benötigen könnte? So erhält Peter Arbeitsloser, von Beruf Maschinen- und Roboterverschrotter, einen rosa Dildo in Delfinform. Er ist ein heterosexueller Mann. Aber zurücknehmen will das Versandhaus „the Shop“ das Ding auf keinen Fall, sonst müsste die Firma zugeben, dass sie sich geirrt hat, und das darf nicht sein. In der Zukunft sind alle Menschen gleich. Ein sehr effizientes Punktesystem definiert ihren Wert. Wo, in welchen Restaurants sie essen können, welche selbstfahrenden Autos sie benutzen dürfen, ja sogar ihre Partner werden ihnen gemäß diesen Punkten zugeteilt. In der Zukunft dürfen Androiden für das Präsidentenamt kandidieren. Wieso? Nun, sie sind unbestechlich, können im Bruchteil einer Sekunde entscheiden welchen Algorithmus sie einsetzen, können parallel Audienzen gewähren und regieren. Und benötigen weniger Personal und bürokratischen Aufwand.
Ich könnte noch viele solcher Schmankerl aus dem Buch aufzählen. Zum Brüllen komisch, wenn nicht so viel Wahrheit dahinterstecken würde. Aber wie schon O.J. Bierbaum gesagt hat: „Humor ist wenn man trotzdem lacht“