Zukunftssatire mit erschreckenden Parallelen zur Gegenwart

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fernweh nach zamonien Avatar

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Inhalt:


In einer nicht allzu fernen Zukunft funktioniert alles in QualityLand reibungslos.

Dank Algorithmen werden Politik, Beruf, Freizeit und sogar Beziehungen ständig optimiert.

Doch perfekt ist das System nicht.

Der Maschinenverschrotter Peter Arbeitsloser merkt am eigenen Leib, was für Auswirkungen ein Fehler im System haben kann.


Meine Meinung:

Das Cover ist ein Hingucker aufgrund seiner Schlichtheit. Erst auf den zweiten Blick erkennt man Details wie den Kussmund als Symbol für das Touch-Kiss-Systen und der zum "E" geformten Namen des Autors, der aus dem QualityLand ein E-Quality-Land zu erschaffen versucht.

Die Wahl zwischen der dunklen und der hellen Ausgabe sollte nicht nur nach optischen Vorlieben gefällt werden.
Beide Ausgaben enthalten "Werbung" bzw. Nachrichten, jedoch nicht die gleichen, d.h. entweder düstere in der schwarzen Ausgabe bzw. fröhliche in der weißen.

Das fiktive Land wird zunächst detailliert beschrieben.

Dass in QualityLand die Antwort auf alles "Ja" lautet und es gar keine andere Alternative gibt, sagt schon alles.


Die Parallelen zur Gegenwart sind erschreckend:

Statt Fingerabdruckscanner wird per Küsschen bezahlt/bestätigt.

Die Menschen werden in verschiedene Level eingeteilt und durch ihr Verhalten, ihren Vermögensstand, ihren Beziehungsstatus usw. steigen sie auf oder ab. Je höher das Level, desto mehr Freiheiten erhält man.

Der größte und wichtigste Onlineshop "The Shop" verschickt seine Ware nach den Bedürfnissen der Kunden ohne dass diese überhaupt eine Bestellung aufgeben müssen.

Die Charaktere sind durchweg skurril und außergewöhnlich.

Peter Arbeitsloser (die Nachnamen leiten sich ab vom Beruf des Vaters bzw. der Mutter) ist erfolgloser Maschinenverschrotter und dümpelt im untersten Level vor sich hin.

Da es verboten ist, Maschinen zu reparieren, er es aber nicht übers Herz bringt, sie zu verschrotten, teilt er sich seine Schrottpresse/Wohnung mit einem kaputten Kampfroboter, einer Drohne mit Flugangst, einem Sexroboter mit Funktionsstörungen und einer E-Poetin, die alles andere als poetische Lyrik hervorbringt.

Peter Arbeitsloser erhalten ein ungewünschtes Produkt von "The Shop" und versucht dieses zurück zu geben.

Das System ist anscheinend doch nicht unfehlbar und er versucht er die Verantwortlichen von dem Fehler im Algorithmus zu überzeugen. Ein Kampf gegen Windmühlen und irgendwie erinnert ein wenig an Kafka.

Am Ende bleibt man trotz abenteuerlustiger und humorvoller Geschichte nachdenklich zurück.


Für Fans vom Känguru:

Auch wenn das Känguru offiziell nicht im Buch auftaucht, hat man bei der Lektüre an einigen Stellen immer wieder das Gefühl, dass es trotzdem mit dabei ist, da es einen Charakter mit ähnlichen Ansichten und Äußerungen gibt ;-)

Die Lesung des Autors als Hörbuch kann ich ebenfalls sehr empfehlen.



Fazit:


Erschreckend realitätsnahe Zukunftsmusik mit großer Gesellschaftskritik und dank viel Humor ohne den drohenden Zeigefinger.




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Rezensiertes Buch: "Qualityland" von Marc-Uwe Kling aus dem Jahr 2017