Niveauvolle Unterhaltung

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tintenteufel Avatar

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Quanten-Bullshit – dieser provokante Titel hat natürlich meine Neugier geweckt. Klar, dass Chris Ferrie als promovierter Quantenphysiker seine eigene Disziplin nicht ernsthaft in Frage stellen würde, aber seine Ankündigung, wie man sein Leben mit Quantenphysik ruiniert, klang da nicht harmloser.

Nicht übermäßig sattelfest in allen Fachgebieten der Physik vertraute ich auf den Ruf des Autors, auch komplizierte physikalische Inhalte verständlich und witzig darstellen zu können, und stürzte mich ins Leseabenteuer. Und tatsächlich schafft es Chris Ferrie, schon auf den ersten Seiten seines Quanten-Bullshit auf der Basis eines soliden Wissens herrlich unverschämt und unterhaltsam über all jene herzuziehen, die pseudowissenschaftlich esoterischen Humbug begründen wollen. Und dann nähert er sich seiner Disziplin ebenso respektlos und nimmt den Leser mit ins Boot, indem er genau wie dieser ganz direkt danach fragt, wozu das alles überhaupt nützt…eine Frage, die ich mir ehrlicherweise auch schon gestellt habe.

Aber in diesem Buch gewinne ich doch eine vage Vorstellung davon, was einen an diesem Thema faszinieren kann und wie man nicht nur in den Geisteswissenschaften, sondern auch in den Naturwissenschaften den Versuch wagen kann, die Grenzen des Wissens zu überschreiten und in (fundierte und logische) Spekulationen vorzudringen… Das Paradoxon von Schrödingers Katze war mir ja schon bekannt, aber nun durfte ich auch die Heisenbergsche Unschärferelation sowie Einsteins intellektuelle Sehnsucht nach der Vereinigung seiner Theorie der Relativität mit der Quantenphysik kennenlernen und einen ersten Eindruck vom speziellen Humor der Physiker gewinnen.

Ich habe nicht immer alles verstanden und wurde den Eindruck nicht los, dass sich Ferrie dem Thema in konzentrischen Kreisen nähert und auch wieder davon entfernt, doch auf alle Fälle wurde ich niveauvoll unterhalten und bekam einen ersten Einblick in ein Thema, das ich wohl nie weiter vertiefen werde. Daher darf dieses Buch nun zu meinem Schwager weiter wandern, er wird es als pensionierter Physiklehrer gewiss (noch) mehr zu schätzen wissen.