recht realistisch

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lapidar Avatar

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Als junge Frau suchte ich Vorbilder. Weibliche Heldinnen in der europäischen Geschichte waren, soweit mir damals bekannt war, nicht sonderlich dick gesät. Neben Elisabeth I von England, Katharina der Großen und Jeanne D‘Arc, gab es noch Victoria, Königin von England.Als nun diese Biografie von Julia Baird erschien, war ich höchst erfreut, ein Vorab-Exemplar zu erhalten, denn ich wollte sehen, was die moderne Geschichtsschreibung vielleicht Neues für mich über diese Frau bereit hielt, nach der ein ganzes Jahrhundert benannt wurde.Ich gebe zu, ich war zu Anfang ein wenig enttäuscht. Victorias Jugend und ihre Ehe mit Albert, da konnte ich nichts Neues erfahren.
Die späteren Jahre. Victoria als Witwe, John Brown und ihr indischer Diener, das waren wiederum Facetten der Königin von England, von denen ich nichts gewusst hatte und die mich nun natürlich schon stark interessierten.Fazit: Eine umfassende Biografie, die das Bild einer Frau zeichnet, die dickköpfig war, talentiert und mitfühlend, manchmal egoistisch und egozentrisch. Was allerdings kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass ihr wahrscheinlich nie jemand so wirklich die Meinung gesagt hat, nachdem ihr Mann tot war.Jedenfalls blieb bei mir der Eindruck zurück, dass Victoria ein Mensch war, mit vielen Facetten. Teils liebenswert, teils recht nervend.Und dies macht mir diese Biografie sehr sympathisch, weil die Autorin kein hehres Bild einer Übermutter zeichnet, sondern einen recht realistischen Eindruck hinterlässt über eine Frau, die in einer Zeit, in der Emanzipation noch ein unbekanntes Wort war, nicht nur Galionsfigur war, sondern tatsächlich Einfluss nahm.