Victoria – (Be)Herrscherin einer Epoche

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Queen Victoria bestieg den englischen Thron 1837 mit nur 18 Jahren und herrschte bis 1901. Ein Zeitalter wurde nach ihr benannt und ihre neun Kinder sorgten dafür, dass sie bis heute Nachfahren in den meisten europäischen Adelsfamilien hat.
Wer aber war diese Frau? Dieser Frage geht Julia Baird in ihrer Biographie nach.

So war Victoria eine Königin, die nur den Menschen, die sie mochte vertraute und das Gegenteil offen zeigte. Sie war nicht unparteiisch und vor allem in ihren letzten Lebensjahren nicht mehr von Vorhaben oder Meinungen abzubringen. Das Paradoxeste an Victoria aber war vermutlich, dass sie nichts von Frauenrechten hielt, durch ihre lange Herrschaft aber zum Vorbild und zur Symbolfigur der Frauenrechtsbewegung wurde.

Auf ihre Herrschaft als Königin war sie kaum vorbereitet worden. Sie wurde in ihrer Jugend von ihrer Mutter eher abgeschottet. Victoria traute sich nicht so viel zu wie ihrem Mann Albert, der universell gebildet war und viele Projekte und Vorhaben in die Tat umsetzte.

Für ihr Buch hat Julia Baird die Genehmigung erhalten, in den Royal Archives zu recherchieren und sie hat bisher unbekannte Quellen, wie das Tagebuch von Victorias Arzt, James Reid, hinzugezogen. Aus all ihren Informationen hat Baird ein romanhaftes Sachbuch verfasst, das gespickt mit Informationen ist.

Vor allem in der ersten Hälfte des Buches herrschte bei mir oft Verwirrung, weil von Personen die Rede war, von deren Tod man schon ein paar Absätze vorher las, oder die lange nicht mehr erwähnt wurden. Eine Übersicht über die Premierminister und ihre Amtszeiten wären für mich zusätzlich zu dem sehr guten Stammbaum Victorias hilfreich gewesen. Zudem hatte ich leider anfangs mehrmals den Eindruck, dass sich Aussagen wiederholen oder sogar widersprechen.

Ich schätze zwar Sachbücher, die ihren Inhalt im Stil eines Romans präsentieren, doch besteht die Gefahr, dass man als Autor in Spekulationen verfällt. In diese Falle ist auch Julia Baird ein paar Mal getappt.

Im Großen und Ganzen aber hat die Autorin einige Mythen über Victoria aufgeklärt und die Frau hinter der Herrscherin gut dargestellt. Gut gefiel mir auch, dass es immer wieder kleine Passagen gab, in denen die Autorin Informationen über das Leben der Menschen zu Victorias Zeiten einfließen lässt, zum Beispiel zur Medizin, der Rolle der Frauen oder Kolonialismus und Kinderarbeit. So entsteht ein Panorama der Gesellschaft, über die Victoria herrschte.