Bedrückendes Thema
Yrsa Sigurdardottirs Krimi ist der dritte aus ihrer Feder mit dem Ermittlerduo Huldar und Freyja. Er ist Kommisar bei der Reykjaviker Polizei, sie Kinderpsychologin. Privat sind sie sich unter ungünstigen Umständen im ersten Roman der Serie begegnet. Nach einem Onenight-Stand, bei dem sich Huldar als Tischler ausgab, verdrückte er sich am Morgen einfach. Für Freyja ein absolutes „No go“. Ihre Verstimmtheit merkt man ihr auch noch bei der erneuten Zusammenarbeit an, obwohl Huldar nichts unversucht lässt, sich ihr wieder anzunähern. Auch mit seiner Chefin Erla verbindet ihn eine missglückte Affaire. Also alles andere als gute Bedingungen, zwei brutale Morde an Teenagern mit klarem Kopf aufzuklären. Der Täter quält seine Opfer brutal und lässt ihre Freunde per Snapchat quasi live dabei sein. Eine ungewöhnliche Story, die aber, gerade in der heutigen Zeit, erschreckend realistisch daherkommt. Im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass es bei den Morden um Mobbing geht, ein Thema, das aus dem Leben der meisten Jugendlichen leider nicht mehr wegzudenken ist und durch die Social Media so grausam einfach geworden ist. Deshalb ist der Krimi auch für mich wirklich so packend und bewegend. Näher am Leben kann ein Buch kaum sein, auch wenn es teilweise sehr brutal erscheint. Ich mag es auch, wenn die Protagonisten ein interessantes Eigenleben führen. Ich würde mir von der Autorin allerdings für den nächsten Teil der Reihe wünschen, dass sie sich nicht mit Huldars Problemen allzu sehr verzettelt und das Augenmerk wieder etwas mehr auf die Story des Kriminalfalles legt. Ansonsten ist RIP wieder ein toller Island-Krimi, den ich Freunden des Genres wirklich guten Herzens empfehlen kann!