Ein Team der speziellen Art

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laberladen Avatar

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4,5 zufriedene Sterne

Darum geht's:

Die Schülerin Stella wird vor laufender Kamera übel zugerichtet und entführt, ihre Freunde erhalten über Snapchat kurze Sequenzen davon zugeschickt. Später findet man ihre Leiche. So beliebt Stella war, wer hatte ihr etwas antun wollen und wieso? Die Polizei ermittelt im Umfeld der Jugendlichen und Huldar nutzt die Gelegenheit, die Psychologin Freyja hinzuzuziehen in der Hoffnung, ihr privat wieder etwas näherzukommen.

So fand ich's:

Huldar und Freyja sind schon ein merkwürdiges Team. Nun ja, eigentlich sind sie gar keines. Begonnen hat ihre Bekanntschaft im ersten Band dieser Reihe mit einem One Night Stand, aus dem sich Huldar heimlich davongeschlichen hat und das inzwischen bedauert. Freyja ist unentschlossen, ob sie Huldar, dem "Mängelexemplar eines Mannes" überhaupt noch eine Chance geben soll, denn je besser sie ihn kennenlernt, desto mehr missfällt ihr an ihm. Mordfälle, bei denen Jugendliche eine Rolle spielen, führen den Polizisten und die Jugendpsychologin aber nun schon zum dritten Mal wieder zusammen und ihre stachelige Art, miteinander umzugehen, amüsiert und unterhält mich sehr gut. Als ungewöhnliche Ermittler-Paarung funktionieren sie wunderbar.

Huldar hat obendrein auch noch seine Kollegin Erla am Hals, mit der ihn ebenfalls ein missglücktes Sexabenteuer verbindet und die neuerdings seine Chefin ist. Die Stimmung zwischen ihnen und im ganzen Team ist eisig und Huldar wird mit sinnlosen Strafarbeiten beschäftigt und ausgegrenzt, wann immer es geht. Doch Huldar ist ein hervorragender Ermittler, der eine gute Spürnase hat und dem auch der Zufall dabei hilft, doch immer wieder mitten im Geschehen zu sein. Zusammen mit seinem Partner Guðlaugur versucht er von der Seitenlinie aus, die Ermittlungen mitzubestimmen. Ehrgeizig ist er wahrlich nicht, doch er kann es auch nicht akzeptieren, wenn er ins Abseits gestellt wird und Mörder ungestraft davonkommen.

Die Mordermittlung ist spannend und trotz der geradlinigen Erzählweise nie langweilig. Man schaut recht schnell hinter die Fassade der gutbürgerlichen Musterschüler und entdeckt menschliche Abgründe, kann die Motivation des Täters nachvollziehen. Es wird rund ums Thema Mobbing nichts entschuldigt, aber vieles verständlich gemacht, besonders wie die Opfer darunter leiden, kann man hautnah mitempfinden. Die Morde sind grausam, diese Szenen werden aber nicht genüsslich ausgebreitet und in die Länge gezogen. Die Informationen, die Huldar und Freyja auf ihren unterschiedlichen Wegen zusammentragen, ergänzen Puzzlestück um Puzzlestück das Gesamtbild und man kann sich als Leser ebenfalls gut seine Gedanken machen, wer als Mörder in Frage kommt.

Was mir wieder besonders gut gefallen hat, war das isländische Flair, das ganz deutlich spürbar war. Dass man sich hauptsächlich auf die Vornamen beschränkt und sich überhaupt in einem kleineren Pool von Menschen bewegt als in den meisten Ländern üblich, macht diese Krimireihe besonders. Die perfekten Sympathieträger sind die Protagonisten nicht, aber in ihrer ganzen Unvollkommenheit mag ich sie wirklich gern. Die ruhige Erzählweise, die bei Tätern, Opfern und Polizisten auf die menschliche Seite schaut, passt dazu und gefällt mir wirklich gut.

Auch wenn mir bei diesem dritten Band ein kleines bisschen mehr Tiefe gut gefallen hätte, passt er prima in die Reihe der beiden Vorgängerbücher und diese Krimiserie bleibt auf jeden Fall eine meiner Favoriten!