Gute Fassade, für mich leider wenig dahinter

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kleincaro89 Avatar

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Der Anfang ist schockierend und fesselnd, die Aufmerksamkeit des Lesers gewonnen: Eine Jugendliche wird abends, während sie allein die letzte Aufräumarbeiten im Kino vornimmt, auf brutale Weise zunächst überfallen und später erschlagen. Das schlimmste und schockierende an der Sache: Ihr Peiniger filmt und fotografiert sie dabei und verschickt seine Aufnahmen von ihrem Handy aus an Freunde und Familie, die ihr bei ihren letzten Worten folgen können.
Die Polizei tappt im Dunkeln, hat keine Anhaltspunkte, um sich auf die Suche nach dem Mörder zu machen. Nicht allzu lange später wird ein zweiter Jugendlicher auf ähnliche Art und Weise überfallen und verschwindet spurlos.

Die ersten Seiten des Buches sind spannend, fesselnd und schockierend zugleich. Der Leser verschlingt sie und findet sich nach Abklingen der ersten Spannungskurve mitten in den Ermittlungen der isländischen Polizei wieder.
Doch dort verharrt er dann, sowohl in der Handlung, als auch auf den Seiten. Denn eine innere Spannung zwischen einzelnen Beteiligten der Ermittlungen zwingen den Leser, sich eher mit den nicht aus der Welt geräumten Belange der Ermittler zu befassen, als sich vollends auf die eigentlich spannende Geschichte zu konzentrieren. Und so zieht sich die Passage des Buches in die Länge wie Kaugummi und scheint nicht zum Ende zu kommen. Immer und immer wieder wird der Leser in die Problemen und Zwistigkeiten der Polizisten involviert und muss bald feststellen, dass darunter nicht nur die Ermittlungen zu dem Mord leiden, sondern leider auch seine Lust zu lesen.
Friede, Freude, Eierkuchen mag ja wirklich zu übertrieben sein für einen solchen Mordfall, aber die Unstimmigkeiten zwischen den Parteien waren an dieser Stelle für mich doch ein wenig unangebracht.

Als die Beteiligten sich dann schlussendlich doch lieber wieder auf den Fall konzentrierten, kam die anfangs erzeigte Spannung zwar kurz wieder auf, allerdings konnte sie nicht wieder an dem Punkt anknüpfen, an dem sie verloren gegangen war.
Und so muss ich leider gestehen, dümpelte die Geschichte von diesem Punkt an ein bisschen vor sich hin, bis das Ende schließlich in greifbarer Nähe war. Doch an dieser Stelle hatte ich leider die anfängliche Lust verloren und muss darüber hinaus auch gestehen, dass das Ende zwar gut durchdacht und die Verbindungen sehr fein herausgearbeitet waren, allerdings brachten sie keinen wirklichen Wow-Effet mit sich.

Vielleicht liegt meine fehlende Verbindung zu den Personen und zu den Spannungen daran, dass ich die zwei vorhergehenden Bände zum Kommissar Huldar und Psychologin Freyja nicht gelesen habe und dementsprechend die genaue Vorgeschichte nicht kenne, doch ich hatte nach der anfänglichen Spannung einige Schwierigkeiten in das Buch und in die Verbindungen hineinzukommen.

Für mich hat das Buch leider mehr versprochen als es schlussendlich geliefert hat.