Mobbing im idyllischen Island?

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spaghettimonster Avatar

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Mit diesem Buch hat die Autorin den dritten Band der Reihe um Kommissar Huldar, seine Chefin und seine Kollegen sowie Kinderpsychologin Freya geschrieben. Obwohl die Figuren und ihre Beziehung zueinander sich weiterentwickeln und für das Buch eine Rolle spielen, kann man es trotzdem eigenständig lesen. Einige Geschichten aus den Vorgängern werden kurz angerissen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr gut, das Buch hat unglaublich spannende Stellen und brachte mich trotzdem manchmal zum Schmunzeln. Vor allem aber macht es nachdenklich.

Die Geschichte beginnt direkt mit dem ersten Mord: Eine Schülerin arbeitet nebenbei im Kino und wird dort auf brutalste Art ermordet. Der Täter zwingt sie per Snapchat Entschuldigungen zu verschicken, bevor er sie tötet. Zunächst ist nicht klar, wofür und bei wem sich das Mädchen entschuldigen musste. Aber Huldar und sein Team finden heraus, dass sie kein Engel war. Aber was rechtfertigt einen Mord? Und wer könnte ihn begehen?
Nach und nach ergeben sich Beziehungsgeflechte und Verstrickungen, diese bleiben aber lange diffus und unklar. Erst am Ende fügt sich alles zu einem stimmigen Bild zusammen.

Das Thema ist aktuell und dennoch zeitlos. Die Autorin schafft es, Mobbing aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Zunächst natürlich die Hilflosigkeit der Opfer, die keinen Ausweg aus ihrer Situation sehen. Sie resignieren manchmal, suchen die Schuld bei sich selbst und einige versuchen sogar sich selbst umzubringen. Auch die Eltern der Kinder wissen sich nicht zu helfen, da Mobbing mittlerweile vermehrt in sozialen Medien stattfindet, nehmen die Kinder ihre Peiniger sozusagen mit nach Hause. Rat suchen Eltern bei der Schule – die meist nicht sehr hilfreich ist. Die Möglichkeiten sind begrenzt, auch ein Psychiater, der Betroffene behandelt kommt in dem Buch zu Wort.
Trotz der differenzierten Betrachtung will das Buch keine Lösungen liefern, es erzeugt Spannung und ist durch und durch ein Thriller. Diesen Spagat zu schaffen ist an sich schon eine Leistung, die dieses Buch lesenswert macht. Die unvergleichbare Atmosphäre Islands bietet einen schönen Schauplatz, der oft sehr düster und trist daherkommt. Der Alltag ist auch in dem mittlerweile beliebten Urlaubsland nicht für jeden Bürger immer einfach.