Wichtiges Thema spannend verpackt

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ACHTUNG SPOILER!

Yrsa Sigurdardóttir behandelt in ihrem dritten Reihenband "R.I.P" das wichtige Thema (Cyber-)Mobbing. Der Mord mehrerer Jugendlicher hangelt sich an diesem roten Faden entlang und die isländischen Ermittler, vor allem Freyja und Huldar, stehen im Mittelpunkt der Handlung.

Gut gefallen hat mir die Verflechtung von sozialen Medien und einem den Alltag vieler Menschen betreffenden Problem - Mobbing. Auch das Setting Island sagt mir zu. Auch das Einzelgespräch der Psychologin Freyja mit den Betroffenen Schülern war meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt. Die Umsetzung und Behandlung des Themas Mobbing wurde stimmig verpackt. Die Wechsel zwischen Opfer/Täter und Ermittler durch den Übergang in neue Kapitel ist zwar ein im Krimi oft genutztes Mittel, hat aber wesentlich zum Spannungsaufbau
und - abbau beigetragen.

Weniger gut gefiel mir jedoch, dass die persönlichen Diskrepanzen und die Hintergründe der Ermittlerfigur(en) und der Psychologin Freyja sehr viel Platz eingenommen haben. Einerseits waren diese Informationen zwar nötig, um den Fall voranzubringen und sind typisch für Buchreihen. Allerdings ließen die Unterhaltungen zwischen Kollegen und die Innensichten das Arbeitsklima und Zwischenmenschliche als höchst problematisch erscheinen.

Ich kann mir zudem vorstellen, dass Opfer wie Täter von Mobbing vom Lesen getriggert werden könnten, was auf "Täterseite" sicherlich Teil der Wirkung des Thillers ist, doch für Betroffene auch negative Auswirkungen haben kann.

Von den letzten Kapiteln hätte ich mir etwas mehr erhofft. Nicht alle Fragen, besonders die Frage der eigentlichen Täterschaft(en), beantwortet der Roman. Die Polizeiarbeit ist also teils unabgeschlossen. Ich könnte mir vorstellen, dass es im Band vier damit weiter geht, habe aber dazu noch keine Infos gefunden.

Insgesamt ein Thriller, der etwas spannender sein könnte, der eher die zwischenmenschlichen Beziehungen auf Ermittlerseite statt eine vollends erfolgreiche Polizeiarbeit als Ziel setzt. Meiner Meinung nach geht es eher darum, das Thema (Cyber-)Mobbing zu beschreiben, als mehrere Täter ausfindig zu machen. Da das Gelesene für mich einen persönlichen Mehrwert geboten hat, finde ich Sigurdardóttirs Thriller trotz aller Kritikpunkte lesenswert!