Ein komplexer, atmosphärisch dicht geschriebener Thriller!

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Wien im März

Strafverteidigerin Evelyn Meyers und ihr junger Assistent Florian Zock nehmen einen außergewöhnlichen Fall an. Michael von Kotten, jüngster Spross des von Kotten Familienclans, soll eine Woche zuvor seinen Liebhaber in dessen Penthouse umgebracht haben. Die Tat leugnen wird schwer fallen, denn es gibt ein Video und darauf ist Michael zu sehen. Das Opfer ist ein Mitarbeiter von Richard von Kotten, Michaels Vater. Richard von Kotten hingegen ist ein Multimillionär, der seinen immensen Reichtum seinem Schwiegervater und dem Aufbau von unzähligen Spielkasinos zu verdanken hat. Bevor Evelyn Michaels Fall übernimmt, pocht sie auf uneingeschränkte Ehrlichkeit von Michael ihr gegenüber und doch spürt sieinstinktiv, dass ihr ihr neuer Mandat einiges an Lügen auftischt.


Leipzig zur selben Zeit

Unterdessen kommt Walter Pulaski, Kommissar beim Kriminaldauerdienst, an einem Tatort in dem etwas schäbigen und zwielichtigen Motel in einem Leipziger Vorort an. Ein Mann hat sich mit einer Schere im Innenohr verletzt und ist an diesen Verletzungen gestorben. Auffällig sind die Leichenblässe des Mannes und das fast vollständige Fehlen von Totenflecken. An einen Unfall mag Pulaski gar nicht so recht glauben. Schon gar nicht als er den Toten erkennt. Es ist der Vater, der Freundin seiner Tochter Jasmin. Beide Mädchen drängen ihn den Fall weiter zu verfolgen, doch dieser wird schon ans LKA abgegeben. Da versuchen sich die beiden Mädchen, sehr zu Walters Entsetzen, als Detektivinnen.



Dies ist mein erstes Buch um das Duo Evelyn/ Pulaski, obwohl es in diesem Teil wohl eher ein Trio zu sein scheint. Trotzdem ich die anderen beiden Bücher nicht gelesen habe, bin ich von Anfang an gut in die Story reingekommen. Ich hatte nie das Gefühl irgendetwas verpasst zu haben, wie es ja manchmal sein kann, wenn man mit einer Reihe mittendrin anfängt. Das liegt vielleicht auch daran, dass Gruber ziemlich lange die beiden Schauplätze Wien und Leipzig getrennt laufen lässt. So können sich beide Stränge komplett entfalten. Lange Zeit wird man als Leser auch im Dunkeln gehalten, wie Pulaski/Meyers und Zock zusammen ermitteln sollten, weisen die Verbrechen doch keinerlei Gemeinsamkeiten auf.


Die Charaktere die der Autor kreiert, heben sich aus der Masse der unzähligen Ermittler auch im positiven Sinne ein wenig heraus. Da gibt es zum einen die junge und ehrgeizige Anwältin die aber nicht zu verbissen ihrem Beruf nachgeht, sympathisch ist und einen tollen Musikgeschmack hat. Zum anderen den zwar etwas verknitterten, sturköpfigen und vor Zynismus triefenden alten Hasen Walter, der aber durch seine Vaterrolle und den Problemen die ein solcher mit einer pubertierenden Tochter mitunter hat, ebenfalls sympathisch ist. Es ist auch mal ganz angenehm einem Nicht-Trinker zu folgen.


Auf fast sechshundert Seiten gibt es von Anfang an Spannung pur, die sich im letzten Drittel sogar noch um einiges steigert. Der Schreibstil ist zwar kompakt jedoch flüssig, die Spannungsbögen sind so gut gesetzt, dass man nicht aufhören möchte zu lesen. Das verstehe ich wirklich nicht, warum ich, die dieses Genre ja bevorzugt liest, noch nie ein Buch von Herrn Grube gelesen habe. Dies wird sich nun ändern.




Fazit: Ein komplexer, atmosphärisch dicht geschriebener Thriller mit sympathischen Protagonisten.