Hochaktuelle Gesellschaftskritik extrem spannend verpackt

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tagträumer Avatar

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Yassin Musharbash ist mit „Radikal“ ein ausgesprochen spannender Thriller gelungen, dem es nicht an Tiefe und Gesellschaftskritik mangelt.

Die Handlung ist vor allem um die beiden Hauptfiguren Sumaya und Samuel alias Samson aufgebaut. Ein weiterer Handlungsstrang folgt der Journalistin Merle, aber nur an wenigen Stellen wird dem Leser einen kurzen Blick auf Ereignisse ausserhalb des Blickfeldes dieser drei Personen gewährt, gerade genug, um die Spannung stets auf hohem Niveau zu halten.

Anhand der Erfahrungen und Gefühlswelten von Sumaya und Samuel zeigt Musharbash sehr feinfühlig das Dilemma von „Menschen mit Migrationshintergrund“ einerseits und die Schwierigkeiten der „Kartoffeln“ im grundsätzlich wohlwollenden Umgang mit diesen Menschen andrerseits auf. Die Gesamthandlung hinterfragt ausserdem ziemlich kritisch den Umgang von Medien und Politik mit dem Islam und der Heraufbeschwörung einer islamischen Bedrohung.

Musharbash scheint aber zu wissen, dass es keine einfachen Anworten gibt. Die Haltung von Samuel, der sich um differenzierte Ansichten bemüht, ist da sehr bezeichnend. Jedem Satz möchte er ein „aber“ anfügen und so viele wollen dieses „aber“ keinesfalls hören.

Dass der eigentliche Fall am Ende gar nicht abschliessend gelöst ist und auch durchscheint, dass er nicht gelöst werden wird, passt wunderbar in dieses Bild.

 

Ich hab mehrere Anläufe genommen, auch was zur eigentlichen Handlung zu schreiben, aber jeder Ansatz, der über den Klappentext des Buches hinausgeht verrät meiner Meinung nach zu viel.

 

Insgesamt ein Buch, dass unbedingt weiterzuempfehlen ist.