Der Abgeordnete Lutfi Latif ist ein Hoffnungsschimmer. Er will den Dialog, er will versöhnen. Für ihn sind seine muslimischen Schwestern und Brüder genauso wichtig, wie seine deutschen Gastgeber. Doch diese Offenheit, dieses Aufeinanderzugehen, macht auch vielen Menschen Angst. Sie haben Angst vor einer Verschmelzung der Sitten und Gebräuche, wollen ihre Kultur nicht aufgeben. Und von diesen Skeptikern gibt es auf beiden Seiten genügend. Einige der Gegner sind sogar radikal und drohen mit dem Tod des Politikers. Das muss auch die Studentin Sumaya erfahren, die im Büro des Idols arbeitet. Sie erfährt von vielen Drohbriefen, die von allen Seiten zu kommen scheinen: Islamisten genauso wie Islamhasser wollen Latif stoppen. Um die Sicherheit des Abgeordneten zu gewährleisten, wird Samson, ein Islamexperte, angeheuert. Doch während einer Fernsehaufzeichnung geschieht das Unfassbare. Ein Anschlag, vermutlich von al-Qaida durchgeführt, tötet viele Menschen. Latif verstirbt im Krankenhaus. Es gibt ein ungewöhnlich frühes Bekennervideo. Dies macht Samson mißtrauisch. In diversen Internetforen macht er sich auf die Suche nach den Tätern. Doch die Spur führt in eine andere Richtung. Bereits vor dem Anschlag war er Zeuge eines mysteriösen Treffens mächtiger Menschen, die sich den Kampf gegen den Islam auf die Fahnen geschrieben haben. Samson schleicht sich nach dem Anschlag in die Organisation ein, begeht fremdenfeindliche Taten, um seine Tarnung zu schützen. Trotzdem fliegt er auf, ihm wird Sprengstoff untergeschoben, Beweismittel werden vernichtet. Samson scheint der Täter zu sein. Sein Trauma, die Bekannschaft mit einem der Attentäter des Septembers 2001, wird genutzt, um ihn zu verurteilen. Nur die Journalistin Merle glaubt nicht an die Schuld des Mannes. Es beginnt der verzweifelte Versuch, die Wahrheit zu finden.
Sehr realistisch, äußerst brisant und in jeder Zeile glaubwürdig. Fiktion verschwimmt mit der Realität, je tiefer Samson in die radikale Szene eintaucht, umso mehr macht das Buch Angst. Wie weit würden Menschen gehen, um ihr Weltbild zu schützen? Der Autor ist ein Islamexperte, das merkt man auf jeder Seite. Fein werden Zusammenhänge dargestellt, nichts wirkt aufgesetzt. Der Bezug zu realen Vorkommnissen, rundet das Bild ab. Es ist eine pikante Studie unserer Gesellschaft entstanden, die beherrscht wird von Vorurteilen, gefährlichem Halbwissen, Mißtrauen und dem Unvermögen, die andere Seite zu verstehen. Das gilt sowohl für Christen und Muslime. Die Radikalen in der Geschichte sind sich sehr ähnlich, bedrohen von beiden Seiten die Demokratie, auf die wir so stolz sind. Das Buch offenbart eine dunkle Schattenwelt, die beherrscht wird von scheinbar unüberbrückbaren Anschauungsmodellen. Wie lange kann dieses Pulverfass noch unbeschadet stehen bleiben? Ein Thriller mit gefährlichem Realitätsbezug, ein grandios recherchiertes Abbild einer sich verändernden Kultur, die nur eine Chance hat, wenn Menschen wie Latif zu Wort kommen dürfen und auch gehört werden.