Radikal

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Die junge Politikstudentin Sumaya bewirbt sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Abgeordnetenbüro des Grünen Politikers und Vorzeigeexilmuslimen Lutfi Latif.

Ein Mann dessen politische Arbeit sie interessiert und von dem sie sich, in Bezug auf ihre eigenen Wurzeln, viel erhofft. Einigermaßen problemlos erfolgt das Vorstellungsgespräch, an dessen Ende sie als Halbtagskraft eingestellt ist. Zusammen mit ihrem Kollegen Munkelmann nimmt sie die Arbeit auf. Als erstes soll sie die von Munkelmann vorgesichteten Drohbriefe des Politikers neu beurteilen. Das BKA wurde auch schon eingeschaltet, dieses geht wiederum nur von Drohbriefen islamistischen Hintergrunds aus, dabei stellt Sumaya fest das es auch Briefe von Nazis und Islamhassern gab. Warum verschweigt Munkelmann dies? Ebenfalls merkwürdig findet sie, dass die Presse sehr schnell Wind von der Sache bekommen hat. Auf den Vorschlag Latifs hin engagiert sie den unabhängigen Terrorismusexperten Samuel Sonntag. Dieser arbeitet nicht nur als Berater sondern unterhält einen eigenen Blog  „derkleinedjihad.com“ und erhält Vorträge vor politischen Stiftungen, Vereinen und Gewerkschaften. Auf einer Veranstaltung vor Juristen trifft er seinen alten Kommilitonen Stefan wieder, dieser lädt ihn zu einer privaten Vorstellung in einem „politischen Salon“ ein. Nach anfänglichem Zögern willigt er ein und bekommt es mit Radikalen der anderen Art zu tun. Als dann noch ein tödlicher Anschlag auf seinen neuen Arbeitgeber verübt wird macht er sich mit Unterstützung der Muslima Sumaya und seiner Ex-Freundin Merle auf die Suche nach den Verantwortlichen.

 

Anders als John le Carré , der seine Thriller sehr gerne verkompliziert und politisiert, gelingt Musharbash ein außerordentlich guter, spannender und fesselnder Thriller. Ein flüssiger mitreißender Schreibstil, ein schlüssiger Plot und die gut platzierten Spannungsbögen ließen mich das Buch kaum aus den Händen legen.

Der innere Zwiespalt der Angehörigen der islamischen Religion ist sehr einfühlsam dargestellt. Befremdet für mich war nur, dass beide sowohl der Politiker als auch Sumaya sich als Exilmuslime bezeichnen. Warum? Per Definition sind sie keine. Das erklärt wahrscheinlich diesen Zustand der inneren Zerrissenheit, sich nach etwas sehnen was man haben könnte aber gar nicht mehr möchte.

Die Darstellung der Terroristen und unter welchen harmlosen Masken sie sich in der Öffentlichkeit bewegen ist schon beunruhigend. Man kann einem Menschen leider nur bis an die Stirn schauen. Meist ist das Dahinter harmlos und nur einige seltene Male lodert dort ein abgrundtiefer Hass. Dazu bedarf es nicht einer bestimmten Religions- oder Glaubenslehre, Extremisten sind in allen vertreten.

Fazit: Lesenswert, da nicht nur unterhaltsam sondern auch politisch interessant.