Nur zum Teil überzeugend

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sabravo Avatar

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Allein der Titel „radikale Freundlichkeit“ ist für mich ein Widerspruch in sich. Radikal ist für mich etwas Extremes und konsequent Durchgezogenes. Genau das schließt die Autorin selbst aus. Und für mich persönlich funktioniert das in der Gesellschaft, in der jeder nur noch an sich selbst denkt, mit Kopfhörer durch die Welt läuft und sich hinter Pseudonymen versteckt, leider an vielen Stellen nicht. Gleich im ersten Teil wollte ich das Buch eigentlich gleich beenden: Wenn man einen Auftrag verliert, weil man zu freundlich ist, funktioniert Freundlichkeit in der Geschäftswelt ja per se schon mal nicht. Als Selbstständige ist es für mich ja auch wichtig, wie ich mein Business erhalte – und nicht nur, wie ich mich fühle.
Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, war das Kapitel „Freundlich mit Dir selbst sein. Die Essenz.“ Dieses Kapitel war für mich tatsächlich die Essenz des Buches: ich denke, das kennen wir alle auch aus unserem Alltag: Wenn wir selbst im Reinen mit uns sind und zufrieden, dann fällt es auch leicht freundlich mit anderen zu interagieren. Wirklich ein Hands-on ist für mich das Beispiel gewesen, dass wir uns, um Selbstmitgefühl zu lernen, eine Person vorstellen sollen, der wir Mitgefühl in einer schwierigen Situation entgegenbringen. Und wir uns dann genauso in den Arm nehmen sollen. Das war für mich ein sehr starkes Bild. Der Rest ist eher ein solides Nachschalgewerk, dem es stellenweise an Tiefe fehlt, wie zum Beispiel in dem Kapitel „Verzeihen“. Hier Steps zu definieren und dabei anzumerken, dass man sich hierzu am besten einen Therapeuten holen soll, ist mir zu dünn (Warum? Wann macht das Sinn?). Generell eine nette Erinnerung, häufiger mit einem Lächeln durch die Welt zu gehen. Aber nichts, was wirklich neu für mich war.