Sean Duffy in der fünften Runde

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
elke17 Avatar

Von

Die Sean Duffy-Reihe des nordirischen Autors Adrian McKinty, mit das Beste, was es momentan im Krimibereich gibt, geht mit „Rain Dogs“ in die fünfte Runde, und wie bereits bei dem Vorgänger „Gun Street Girl“ ist der Titel einem Song des amerikanischen Musikers Tom Waits entlehnt. Nordirland, Ende der achtziger Jahre, die gewaltsamen Auseinandersetzungen („Troubles“) zwischen Katholiken und Protestanten dauern mittlerweile fast zwanzig Jahre an. Noch immer gehört es zur täglichen Routine von Sean Duffy und seinen Kollegen bei der Polizei den Unterboden ihrer Fahrzeuge nach angebrachten Bomben zu checken. Das Land ist meilenweit von der Normalität entfernt, die allgegenwärtige Gewalt bestimmt den Alltag.

Die Menschen sind dankbar für ein kleines Stück Normalität und Abwechslung. Wie den Besuch der Boxlegende Muhammad Ali in Belfast. Sean Duffy ist mit seinen Kollegen dort im Einsatz, um Ali vor Angriffen diverser Protestler zu schützen: die einen haben etwas gegen seine Hautfarbe, die anderen stören sich an seiner Religion. Aber der Boxer lässt sich nicht beirren und spricht voller Stolz über seine irischen Wurzeln zu seinem Publikum. Die Situation wird brenzlig und fordert Duffys Einsatz, als Ali sich entschließt, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen und auf die Aktivisten der National Front zuzugehen. Doch dessen physische Präsenz und seine Freundlichkeit nehmen den Schreihälsen jeglichen Wind aus den Segeln und verhindern die gewaltsame Auseinandersetzung. Ein ausnahmsweise friedlicher Einsatz für Sean Duffy. Doch zuhause in der Coronation Road in Carrickfergus, dem protestantischen Viertel, in dem der katholische Bulle lebt, erwartet ihn eine unangenehme Überraschung. Seine Freundin und Mitbewohnerin Beth bereitet ihn auf die Trennung vor, zuerst einmal räumlich, aber dann…

Am nächsten Morgen wird Duffy durch den Anruf seines Detective Constables geweckt. In einem Hotel wurde eine Brieftasche samt zwanzig Pfund sowie Kreditkarten gestohlen. Und wegen einer solchen Kleinigkeit soll er an den Tatort kommen, wo ihn bereits der Chief Inspector erwartet? Nun ja, wie sich herausstellt, ist der Bestohlene ein finnischer Geschäftsmann, der mit einer Delegation unterwegs ist, die sich für leerstehende Fabrikgebäude interessiert.

Nur schade, dass die Leseprobe hier abbricht, denn natürlich stellt man sich nicht nur die Frage, was es mit dieser Delegation auf sich hat, sondern warum wird wegen einer gestohlenen Brieftasche so ein großes Rad gedreht? Geht es hier wirklich nur um die Chance auf neue Arbeitsplätze? Und mit welch anderen Problemen – beruflicher und privater Natur – wird sich Sean Dufy noch herumschlagen müssen?

Ich bin ein absoluter Fan dieser Reihe, gerade weil Adrian McKinty es wie kaum ein anderer Autor versteht, seine Leser im wahrsten Sinne des Wortes mit auf die Reise zu nehmen – nicht nur nach Belfast, sondern auch in diese Zeit der Troubles. Er kreiert mit wenigen Sätzen diese ganz besondere Atmosphäre, wie in dem Eingangskapitel mit Ali, dessen Gang durch die Menge ich beim Lesen bildlich vor Augen hatte. Dazu kommen die immer wieder eingestreuten Songtitel aus dieser Zeit sowie die Erwähnung realer Personen, die dem Geschriebenen Authentizität verleihen.