Die vermeintliche Apokalypse und die Macht der Schwachen...

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sabatayn76 Avatar

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Die vermeintliche Apokalypse und die Macht der Schwachen und Dummen

 

Inhalt:

Aufgrund eines Schülerstreichs geht am 23. Mai um 7 Uhr nichts mehr: Das Telefon ist tot, der Strom ist weg, Flugzeuge stürzen ab. Noch glauben die Protagonisten an ein temporäres Problem, doch bald wird klar, dass man sich mit dem neuen Leben abfinden und das Beste daraus machen muss. Eine neue Zeitrechnung beginnt. Die Errungenschaften der modernen Welt rücken immer mehr in den Hintergrund. Die tägliche Herausforderung ist nun der Kampf um Nahrung und das nackte Überleben in einer Welt des Chaos, der Anarchie und der Gewalt.

 

Mein Eindruck:

'Rattentanz' liest sich sehr flüssig und einfach, obwohl der Autor bisweilen sehr weit ausholt. Dennoch hat das Buch meiner Meinung nach trotz seiner Länge keine Längen.

Man merkt zudem, dass der Autor sich mit dem Thema hinreichend auseinander gesetzt und sich in das von ihm beschriebene Szenario intensiv hineingedacht hat. Auch die detaillierte und realistische Schilderung von Erkrankungen und ihren Symptomen hat mir gut gefallen. Man merkt, dass der Autor Krankenpfleger ist, und dass er Ahnung von dem hat, was er beschreibt.

Bis auf die letzten 150 Seiten, die ich im Vergleich zum Rest des Buches eher schwach und manchmal regelrecht absurd fand, wirkte 'Rattentanz' auf mich sehr authentisch. Das Geschriebene ist oft sehr brutal und sehr explizit, doch vermag es der Autor dadurch, sein Schreckensszenario glaubwürdig, befremdend und verstörend darzustellen. Etwa bei der Hälfte des Buches dachte ich darüber nach, ob ich das Buch nicht lieber abbrechen sollte, denn ich habe die Unsicherheit und die Verzweiflung der Protagonisten beinahe hautnah erlebt und habe mich zeitweise sehr unwohl gefühlt.

Es gibt einige Inkonsistenzen, die ich als störend empfand. So hat einer der Protagonisten eben noch eine eiternde Wunde von einem Streifschuss mitten im Gesicht und sieht kurz darauf gesund und munter aus. Außerdem gefiel mir die Beschreibung des anfangs verbal aggressiven Griesgrams Frieder nicht, der urplötzlich zu einem beliebten und geliebten Zeitgenossen mutiert. Menschen machen zwar Wandlungen durch, vor allem durch schwere Traumata, aber diese schlagartige Veränderung grundlegender Charakterzüge ist unglaubwürdig und psychologisch nicht nachvollziehbar.

 

Mein Resümee:

Alles in allem eine unterhaltsame und erschütternde Vision des Lebens nach dem Verlust der Errungenschaften der modernen Welt.