Was würdest du tun?

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tagträumer Avatar

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Das Buch ist absolut der Hammer! Schon lange nicht mehr, hat mich ein Buch so vollständig begeistert. Der Aufbau, die Spannung, die Charaktere, alles ist stimmig.

Natürlich ist der "Killer-Computer-Virus" eher nicht realistisch, da viele der Systeme, die eine Steuerfunktion haben, gar nicht mit irgendwelchen Netzwerken verbunden sind und auch keine klassischen Schnittstellen haben, denk ich mir mal so. Das ist aber auch gar nicht so wichtig, wichtig ist die Ausgangssituation: Punkt 7.00 am 23. Mai funktioniert nichts mehr, was auch nur im entferntesten mit Computer zu tun hat: Flugzeugsteuerung, Verteilung von Strom und Wasser, Handys und vieles andere. Innert kürzester Zeit beginnt das Chaos, da sich niemand mehr an Regeln hält, Militär und Polizei und der Regierung sowieso fehlen Kommunikationsmöglichkeiten und die gewohnten Hierarchien brechen in null komma nichts zusammen.

Michael Tietz zeigt uns in seinem Buch die vielfältigen Reaktionen der Menschen. Bei einigen bringt die Situation ihre übelsten Seiten ans Licht, bei anderen fördert sie die besten Eigenschaften zu tage (frei zitiert nach Hildegund Teufel im Buch). In der Stadt gewinnen sehr schnell die herrschsüchtigen Egomanen die Oberhand, entziehen sich aber mittelfristig die eigene Lebensgrundlage und bringen sich über kurz oder lang gegenseitig um. In den ländlichen Gebieten werden lokale Strukturen wieder aufgebaut und mit der Zeit pendelt sich ein neuer Alltag ein. In der ungewohnten Situation sterben aber auch viele an Hunger oder an zuvor harmlosen nun aber wieder gefährlichen Krankheiten. Für einige ist es auch die langersehnte Rückkehr zur Natur, zu mehr Ruhe, aber ohne Hintertürchen zurück in den Luxus.

Dank des Umfangs des Buches lernen wir ziemlich viele Menschen mit ihrer Geschichte kennen. Der Autor nimmt sich die Zeit, uns seine Protagonisten sehr persönlich vorzustellen, eine der grössten Qualitäten dieses Buches.