Die Welt in der wir leben ändert sich von einer Sekunde zur anderen. Begonnen eigentlich nur als ein "dummer-Jungen-Streich", aber durch einen kleinen fatalen Fehler zieht der Streich weitreichenden Folgen nach sich, die die Welt radikal verändern. Ein Computervirus, den zwei Schüler geschaffen haben, um die Festplatten der Schulrechner lahmzulegen verbreitet sich weltweit und hat zur Folge, dass nichts mehr funktioniert. Punkt 7 Uhr bleiben alle Computer stehen und alle Maschinen, Anlagen, die computergesteuert sind, auch das öffentliche Stromnetz kapituliert. Die kleine Familie um Eva und Hans Seger, nein, alle Menschen kämpfen plötzlich ums nackte Überleben.
Selten hat mich ein Buch so gefesselt und beeindruckt wie "Rattentanz". Ich habe das Buch bewusst langsam gelesen, um jede Seite für sich richtig zu genießen und auszukosten. Michael Tietz ist mit Rattentanz ein Meisterstück gelungen. Sein Erzählstil ist lebendig, erfrischend, detailreich, fesselnd - mit einem Wort perfekt. Liebevoll beschreibt er Szenerien und Landschaften, die Menschen in seinem Buch meint man genau zu kennen, werden sowohl Hintergrund als auch Charakter genau beschrieben. Was mir besonders gut gefallen hat, dass nicht nur die Hauptpersonen detailliert geschildert werden, sondern auch Menschen, die nur eine kurze Gastrolle in "Rattentanz" spielen. Dadurch bleibt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite spannend und abwechslungsreich.
Die Story an sich ist sehr spannend und auch ein wenig beängstigend, bleibt doch immer der Restgedanke hängen "hoffentlich passiert so ein Desaster niemals wirklich". Sehr anschaulich schildert Michael Tietz den Wandel der Moral, als es plötzlich ums nackte Überleben geht und keine "Obrigkeit" mehr vorhanden ist. (fast) Jeder ist sich selbst der nächste, bis einige Menschen doch zur Vernunft kommen und feststellen, dass ein Überleben nur möglich ist, wenn alle zusammen halten und gemeinsam kämpfen - nicht jeder für sich.
"Rattentanz" ist mein absoluter Favorit, wenn einige Zeit vergangen ist, werde ich es auf jeden Fall nochmals lesen und jede einzelne Seite genießen. Schade, dass das Buch schon nach 800 Seiten zu Ende ist, ich hätte gerne noch mehr von der kleinen Familie Seger aus Wellendingen gelesen . Personen und Orte sind mir ans Herz gewachsen, wie schön wäre eine Fortsetzung des Romans. "Rattentanz" verdient jeden der fünf Punkte, ich kann das Buch wärmstens empfehlen.